Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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als Landſchafts=-, ſondern auch als Perſonennamen zu betrachten, und wenn die Albaneſen ſagen, „wir leben nah dem „Kanun Dukadſchinit?, ſo heißt dies niht: wir leben nah dem in der Landſchaft Dukadſchin giltigen Rechte, ſondern es heißt: wir leben nah den Geſeßen und Re= geln, welche Dukadſchin (Duka, Sohn des Dſchin) ge= geben hat“. |

Wer war dieſer Dukadſchin, der Geſebgeber Albaniens? Der Tradition zufolge waren die Glieder der Familie Dukadſchins in alter Zeit die Herren der Gegend, welche heutzutage von den obgenannten ſe<8 „Stämmen des Ge= bietes von Puka“ bewohnt wird. Reitet man dur< das | Tal der Gos ka hinab zur Ebene des Drin, ſo er- i bli>t man dort, wo beide Flüſſe Jich vereinigen, am jen= | ſeitigen Ufer des Drin die Ruinen einer großangelegten | Burxg: die Kalja Lek Dukadſchin. Auf ſteilem Fels erbaut, | deſſen Wand gegen den Drin faſt ſenkrecht abfällt, ſtan | einſt die Feſte Dukadſchins, des Zeitgenoſſen Skanderbegs. | Lek Dukadſchin hatte dieſe Burg erbaut; ob er der erſte ? ſeines Stammes oder der Sohn eines Fürſten war, weiß | die Tradition nicht mehr zu berichten. Die Sage weiß | nur, daß er zwei Brüder hatte, Pal und Koka. Lek | fürchteke ſih vor deren Nachſtellungen und ließ daher | beide ergreifen, blenden und ins Turmverließ werfen. Lange ¡ Jahre danach brachen die Türken ins Land und kamen auh vor die Feſtung. Da Jie ſahen, daß Jie gegen die feſten Mauern der Burg durch Gewalt nichts würden j ausrihten önnen, umſtellten Jie die Feſtung und bemühten Jih fork und fort, Jie immer enger einzuſchließen. | Als Ji nun Lek in großer Not befand, ließ er ſeine | beiden Brüder aus dem Gefängnis vor Jich bringen und j befragte den Pal, der im Rufe großer Weisheit ſtand, wie er es anſtellen müſſe, fich aus den Händen. der / Türken zu erretten. Der Geblendete aber verweigerte ihm | jeden Rat. Da ließ; Lek die beiden wieder in das Ge- |

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