Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Von Schmidt-Weißenfels. : 191
_fünftigen befand. Dex wax es na< ihrem Glauben, der da in ſtrahlendem Glanz von Jugend und Anmuth in feſtlichem Gepränge in den Burghof geritten. „Dex iſt Euer Gemahl,“ rief ihr jubelnd auf ihn zeigend no< eine ihrer Frauen zu.
Erröthend hielt fie ihre brennenden Augen auf ihn ge= ritet, ein Schauer der Wonne erfaßte ſie, ihr Herz klopfte mächtig. Jn Franzisfa erſtand das neue Leben der Liebe wie mit einem Zauberſchlag, ſo daß Dante ſie ſprechen läßt:
„Die Liebe, nie erlaſſend Wiedexlieben Dem, der geliebt wird, trieb mit Machtgebot Zum Freund mich .… .“
Umfangen von dieſer ſüßen Macht reichte ſie Paolo, den ſie für Giovanni hielt, die Hand, unterſchrieb ſie den Ehevertrag, folgte fie ihm zu dem Altax, wo dex Prieſter fie dem thx beſtimmten Gatten antraute. Alle ihre Ge= danken, alle ihre Gefühle gehörten nur noh ihm, dem ſie Gattin geworden, wie fie meinte; nux ihm ſ{<lug ho<h= beglüdt ihr Herz.
Dann bra<h man auf na< Rimini, wo ihre neue Hei= math ſein ſollte, wo ſie als Frau des Geliebten forian zu ſchalten beſtimmt war. Auf weißem Zelter ritt ſie neben Paolo aus ihres Vaters Schloß hinaus, begleitet von Glücf= und Segenswünſchen dex zurücbleibenden Gäſte und Diez ner, umringt von dem Gefolge, welches mit ihr zog.
Dann endlich verrieth ihr Paolo die Wahrheit, daß er ſie für ſeinen Bruder Giovanni gefreit, daß ex ſelber Weib und Kinder zu Hauſe habe, daß ihr wirklicher Gemahl ſie erſt in Rimini erwarte.