Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Von Scmidt-Weißenfel8. 198
ivieder einfanden na< den Streifzügen im Lande und den verſchiedenen Amtsgeſchäften, die ihnen als Herren mehrerer Städte oblagen. Der alte Malateſta, der es bis auf hun=dert Jahre des Lebens bringen ſollte, verſah no< rüſtig ſolche Geſchäfte; Giovanni lag am meiſten im Felde, und ſein Bruder Paolo nahm gewöhnlich an ſeinen Waffen-= zügen Theil. Das beſte Einvernehmen, ſo weit man aus den wenigen überlieferten Nachrichten {ließen kann, herrſchte zwiſchen ihnen, verband ihre Frauen zu Haufe und unterhielt einen zwangloſen , geſelligen Verkehr der Familien unter einander. Was den rauhen, heißbliti= gen Gatten Franzisfa'8s betraf, ſo liebte er ſein Weib [eidenſchaftlich, ebenſo die Tochtex Konkfordia, die ſie ihm geſchenkt, und in e<t brüderlichem Sinne war ex ſeinem Bruder Paolo zugethan, den er fortgeſeßt mit vertrauen8= vollen Miſſionen im Intereſſe der Familie oder der Haus= politik au8zeihnete. Jm Jahre 1283 zum Beiſpiel wurde auf Giovanni’s Verwendung hin Paolo Hauptmann des Volks und Friedensbewahrexr in Florenz. Möglich, daf der ältere Bruder den jüngeren durch folche Botſchaften oder * dur< militäriſhe Aufträge fern von Rimini zu halten ſuchte, weil er ahnte, daß Franzisfa’s Herz für Paolo wärmer ſ{<lug. Franziska war indeß eine ſtolze, hochſinnige Dame, und wenn ſie das Geheimniß ihres Herzens auh ni<t vernichten konnte, ſo begründete dieſe ungliü>liche, heimlih glühende Liebe doh no< feinen Vorwurf gegen das Weih und die Mutter. Zehn Jahre lang war ſie ſhon Giovanni’s Gattin, und dieſe Zeit wax ohne Sturm und ohne Zwieſpalt mit Giovanni verfloſſen. Bibliothek. Jahrg. 1884. Bd. T, 13
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