Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Hiſtoriſcher Roman von (GDO E Déedenroth. 63
Geheimniß und dur< gleiche Jntereſſen gefeſtete Band ihn mit dex ſchönen Gräfin vereine, als habe ſeine Leidenſchaft
für das ſchöne Weib ſi<h in ruhige, fühle Freundſchaft ver=
wandelt.
Die Hofmeiſterin der Gräfin hatte den König bexeits in dent mächtigen, von hohen Säulen getragenen Treppen= hauſe empfangen, als Edda zur Begrüßung deſſelben aus ihren Gemächern trat. Die große Halle, in der ſi ein langer Tiſch mit Humpen und Trinkhörnern befand und an dem man Gäſten das Willkommen kredenzte, füllte ſich mit Rittern und Reiſigen vom Gefolge des Königs, der Leßtere ſtieg bereits die Treppe hinan, aber er war ſeltz ſamer Weiſe nicht von Magnus geleitet, und das war auf fällig, da der König doh das Haus der Gräfin Olfſtröm beſuchte.
Dex König trug ein veich mit Gold augelegtes Panzer= hemd, darüber einen mit Hermelin vexbrämten Mantel, und dieſer, ſowie die ſeidene Feldbinde waren beſtäubt, auch ſah man es an ſeinen blutbefleŒten Sporen, daß er einen weiten und ſcharfen Ritt gemacht. Den Helm hatte ihm bereits der Edelfnappe abgenommen, die barettähnliche Mühe mit wallender Feder und einem goldenen Stirnreif war auf die ſchon in’s Grau ſpielenden Lo>en gedrüdt.
„Wo iſt Magnus?“ fragte Edda, ſich tief vox dent Könige verneigend und mit dieſer Frage ihrer Unruhe den erſten Ausdruc gebend.
Dex König war immer noch ein ſchöner Mann, obwohl der Stempel der Ausſ<weifungen und wilden Leidenſchaften auf ſeine Züge geprägt war, und wie er erregt vom Ritt,