Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
64 Der leble Folfunger.
aber mit den vollendeten Manieren eines galanten Cavaz liers Edda die Hand bot und lächelnd mit der Frage ant= wortete, ob ex nicht allein kommen dürfe, hätte der Blik, der dieſe Worte begleitete, manche Schöne erröthen machen können. Aber es lag etwas in ſeinen Zügen, was Jemand, der ihn genau kannte, mißtrauiſ<h gegen die zur Schau ge= tragene Unbefangenheit machte; Edda fühlte es inſtinkt= mäßig, daß dieſer plöbliche Beſuch einen ernſten Zwe> habe, und die au8weichende Antwort ſteigerte ihre Unruhe.
„Sh fürchte, daß Magnus ein Unfall begegnet iſt,“ verſeßte ſie, „ſonſt hätte er ſi<h die Ehre niht nehmen ſaſſen, Euxe Majeſtät hier zu begrüßen.“
„Bamnt jede Sorge, “ antwortete Albrecht, „Euer Bruder war auf die Jagd geritten, als mix eine Botſchaft kam, die mich veranlaßte, ſofort ſatteln zu laſſen und mit Euh die ſonderbare Neuigkeit zu beſprechen. Sind wix hier ſicher vox jedem Hoxchex?“ fuhx er ſi< umſchauend fort, als Edda ihn in ein Empfangsgemach geführt hatte. „Sorgt dafür, daß Keiner uns belauſchen kann.“
Edda zögerte. „Meine Hofmeiſterin,“ verſebte ſie, „iſt völlig zuverläſſig, ih habe keine Geheimniſſe vor ihr. Eure Majeſtät geſtatten, daß ſie in der Nähe bleibt.“
Die Stirne des Königs kewölkte ſih. „Niemand darf uns hören,“ entgegnete er, ſhon in dem Tone gewiſſer Ungeduld. „Es iſt nothwendig, daß ih Euch aklein ſpreche, Edda. Habt Jhr alberne Bedenken, ſo verpfände ih mein fönigliches Wort dafür, daß Eure ſpröde Sittſamkeit ſo ſicher vor mix ſein ſoll, als ſäße eine Mutter zwiſchen Euch und mix.