Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1, S. 379

Waldammer, Grauammer. S343

zuſammenfließen, auf dem Bauche dagegen fehlen, Zügel und undeutlicher Schläfenſtrich fahlweiß, Ba>en- und Dhrgegend auf bräunlihem Grunde dunkel längsgeſtrichelt, unterſeits dur< einen fahlweißen, ebenfalls dunkel geſtrichelten Streifen begrenzt, Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun und außen, die Armſchwingen- und größten Oberflügelde>federn, zwei helle Querſtreifen bildend, au< am Ende fahlweißlih geſäumt. Das Auge iſt dunkelbraun, der Shnabel horngelb, der Fuß blaßgelb.

Vom ſüdlichen Norwegen an begegnet man in ganz Europa und ebenſo im weſtlichen Aſien der Grauammer an geeigneten Orten überall, entweder als Stand- oder wenigſtens als Strichvogel. Auf dem Zuge geht ſie einzeln oder in Scharen bis nah Nordafrika hinüber, iſt dann in Ägypten nicht ſelten und auf den Kanariſchen Jnſeln gemein. Fhre Sommerwohnſißze ſind weite, fruchtbare, mit Getreide bebaute Ebenen, ihre beliebteſten Aufenthaltsorte Gegenden, in denen Feld und Wieſe miteinander abwechſeln und einzeln ſtehende Bäume und Sträucher vorhanden ſind. Jn größeren Waldungen ſieht man ſie ebenſowenig wie auf Gebirgen. Jn Norddeutſchland iſ ſie nirgends ſelten; in Mitteldeutſchland verbreitet ſie ſi<, allmählih einwandernd, mehr und mehr; in den reihen Getreideebenen Öſterreihs-Ungarns iſt ſie, wenn nicht der häufigſte aller Vögel, ſo doch die häufigſte aller Ammern. „Gleichfalls der Kultur und zwar insbeſondere dem Getreide und Kleebaue folgend“, ſo ſchildert Marſhall die Einwanderung unſeres Vogels, „dringen von Oſten die melancholiſhe Grauammer und die wohlſ<hme>ende Gartenammer nah Weſten vor, aber, da ſie einen weniger guten Kampf um das Daſein zu kämpfen ſcheinen, ſi<h au< nict in ſo hohem Grade an den Menſchen anſhließen können, mit einem Worte niht ſo unverſchämt ſind wie der Spag, ſo haben ſie es au<h no< niht ſo weit gebracht wie dieſer. Beide Vögel ſcheinen in Mitteleuropa zuerſt in das nördlicher gelegene Flachland, und zwar die Grauammer niht ganz ſo ho<h nördlih wie der Ortolan, ſpäter erſt in das ſüdlihere Bergland eingewandert zu ſein: in Südrußland und Weſtaſien ſind beide Ammern gemein, und hier wird wohl auch die Stelle ihres Urſprunges ſein; in Weſtgotland iſt 1851 die Gartenammer noh ſelten, während die Grauammer fehlt, auh 6 Jahre ſpäter iſt dieſe no< niht vorhanden, obgleih der Ortolan ein häufiger Brutvogel geworden iſt, beide Arten ſind aber einige Fahre vorher in dem nur wenig ſüdlicher gelegenen Schonen durchaus nicht ſelten. Die Grauammer fommt 1837 in Großbritannien zahlreih vor, während die Gartenammer als Brutvogel no< vermißt wird, und ganz ſo iſt es 20 Jahre ſpäter auf Sylt.

„Zu Bechſteins Zeit, gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, niſtete noh keine Grauammer in Thüringen, aber wohl ſchon bei Berlin; 1840 brütete ſie zuerſt im nordöſtlichen Thüringen im Saalethal bei Naumburg, 1855 bei Shmölln 1856 iſt ſie von hier ſüdweſtlih bereits bis Gera vorgedrungen; im Münſterthale hat ſie ſih ſeit Anfang der ſiebziger Jahre, ſeit dem Verſchwinden der Wallhe>en,, niedergelaſſen und vermehrt ſih mit jedem Sommer, und ſeit 1879 exſt erſcheint ſie bei Feldrom im Teutoburger Walde, obwohl ſie 25 Jahre früher ſhon bei Neuwied am Rhein brütete. Fn Böhmen iſt ſie, wahrſcheinlich auf einer anderen Straße, nämlih von Ungarn herauf, der Donau entlang und von dieſer ſeitlih dur<h das March- und Moldauthal zur Elbe vordringend, ſeit 16 Fahren (1870) häufig, und ſeit 1879 zeigt ſie ſich bei Wien maſſenhafter als Haus- und Feldſperling. Vor 30 Fahren (Mitte der fünfziger Fahre) brütete ſie noh niht in Schwaben und in der nördlichen Schweiz.“

Der gedrungene, kräftige Leib, die kurzen Flügel und die ſhwachen Beine laſſen vermuten, daß die Grauammer ein ſhwerſälliger Geſell iſt. Sie hüpft am Boden in gebüter Stellung langſam umher, zut dazu mit dem Schwanze und fliegt mit Anſtrengung unter ſ<nurrender Flügelbewegung in Bogenlinien, jedoh immer noh ſchnell genug, weiß auch mancherlei geſhi>te Wendungen, die man ihr nicht zutrauen möchte, auszuführen. Fhre