Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

156 Wegen Meineids.

ivax hier für ihn jede Ausſicht auf Anſtellung verloren; ſo war ſie es, die ſeine ganze Zukunft ruinirte!

Der Gedanke patte ihr Herz mitten in jedem heiteren Geplauder, in jedem fröhlichen Auflachen, wozu der lebensfrohe junge Doktor ſo viel Anlaß gab, wie mit Geierkrallen.

„Jch kenne Elſe gar niht wieder, Mutter,“ ſagte Otto dann in ihrex Abweſenheit oft kopfſhüttelnd. „Das Mäd= hen iſt mix wie ausgewehſelt.“

„Es iſt die Liebe zu Georg. Er ſoll geneſen, aber nah dem Süden geſchi>t worden ſein,“ ſagte die Paſtorin.

„Laß ihn! Er iſt ein Shwächling! Elſe muß ſi< das ſelbſt ſagen!“ exklärte der Sohn finſter.

Georg hatte in der That nichts wieder von fih hören laſſen. Weder Otto, noch die Paſtorin, noh Elſe empfingen ein Lebenszeichen von ihm. Das ſagte genug. Auch Otto Mühlbrandt wußte dur< Bekannte, daß Georg tvieder ausging. Wie konnten ſie ahnen, daß Georg jeßt nur bez weiſen wollte, ſeine Liebe ma&e ihn ſtark genug, die eiuſtz weilige völlige Trennung auf ſi< zu nehmen, die feine Mutter von ihm als Beweis ſeiner Liebe forderte. „Jh muß geſund werden, dann mache ih mi ſelbſtſtändig!“ hatte ex ſeiner Mutter geſagt.

Die Neuraths machten eine Reiſe nach Jtalien, Frau Neurath und Fanny ſollten an der Riviera eine Zeit ſang bleiben, die Lunge der Erſteren, hieß es, ſei angegriffen.

Still und friedlich verging der Januax und Februar — füx die Paſtorin Mühlbrandt und ihre Kinder.

Dex junge Doktor rüſtete ſich zur Neiſe, zu welcher ex