Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Novelle von 2. Haidheim. IU

Dank ſeinex Preisſchrift nun Elſes und der Mutter Spar= pfennige niht brauchte, Mit ſeiner Schweſter hatte Otto eines Zages auf einem einſamen langen Spaziergange über Georg geſprochen.

„Jh wax ihm ſehr gut, Otto,“ ſagte ſie in ihrer gez drüctten Weiſe, „bin es no<, aber ih habe ſo wenig daran gedacht, daß wir jemals ein Paar werden könnten, wie ich daran denken würde, den Mond haben zu wollen. Und jebt iſt es ein Glü>, daß i< ſole Wünſche nie in mix auffommen ließ, denn Georg ſoll ſi<h an der Riviera mit Fanny Neurath verlobt haben. Was konnte er auch thun, als ſeines Vaters Willen gehorchen? Jh kenne Herrn Reinert, mit all’ ſeinex äußeren Freundlichkeit iſt ex der rüdfichtsloſeſte Despot in ſeiner Familie.“

„Sie vertheidigt ihn no<!“ dachte Otto.

Abex Elſe’'s reſignirtes Ausfehen täuſchte ihn doch niht völlig, in ihren Augen lag ſeit dem Herbſt ein völlig fremder Ausdru> der Trauer, und ein Uebexſprudeln ihres natürlichen Frohſinns hatte ex ſeitdem nie wieder von thx geſehen.

Wie er ſelbſt au<h über Georg denken mochte, er ſagte nichts davon; wozu Elſe noh mehr kränken?

Als ſie na<h Hauſe kamen, exſcholl aus dem Obexrſtok ein furchtbares Loben und Schimpfen. Sie ſtanden er= \<hre>t ſtill im Flux, dann aber folgte dem Zank ein ſo furchlbares Gepoltex, untermiſht mit Angſtſchreien und dem Geräuſch eines ſchweren Falles, daß ſie Beide die Treppe zux erſten Etage hinan liefen, um dort einen blu= tenden, bewußtloſen Menſchen am Boden zu finden, einen