Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

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Novelle von L. Haidheim. I 159

bei den ſeltenen Begegnungen ausgewichen war, ſobald ſie ihn exfannt hatte. ;

Hexrx Reinert ging eines Morgens wie ein angeſchoſſener Löwe in ſeiner Stube auf und ab. Er wax in einer Wuth, daß ex die ganze Welt hätte zermalmen mögen; denn was ſchrieb ihm da heute ſeine Frau von Bordighera aus?

„Jh muß Dix betreffs Georg's Klarheit geben, ſo un= beſchreiblih gern i< Dir den Aerger erſparte, aber ih bin Dir Wahrheit ſchuldig. So ſtelle Dix alſo vor, daß die freundlichen Annäherungen zwiſchen thm und Fanny nicht zu einer Verlobung, ſondern zu einem romantiſchen Freundſchaftsbündniß geführt haben, worin Fanny Georgs Vertraute wurde. Ex hat ihr ſeine leidenſchaftliche Liebe zu jenem Mädchen erzählt, und — das Nergſte iſt — er beharrt darauf, die Elſe zu heirathen. Auch Fanny hakt ihm ihrerſeits irgend eine geheime Neigung anvertraut, * ſie ſoll in Heidelberg die Bekanntſchaft eines Studenten ge= macht haben, den ſie niht einmal dem Namen nach kennt, ſo wenig wie ex ſie, ſo weiß ih von Frau Neurath — und daß nun Alles aus iſt, was eine Heirath der Beiden be= trifft, fannſt Du Dix ſelbſt ſagen. Frau Neurath war ſehr fühl und ſpi gegen mi, als geſtern Fanny und Georg uns ganz fe> erflärten, ſie hätten fich treue Freundſchaft geſchworen, weil ſie Beide eine andere Herzensneigung hätten. Welche Scene! Und die Beiden lachten uns noch übermüthig aus. J< rathe Dix, Georg nah Frank= reih zu ſchi>en; um jeden Preis halte ihn fern von Haus, es thut nah feiner Richtung gut!“