Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

160 Wegen Meineids.

Zähneknirſchend hatte Herr Reinert den Brief geleſen. Dieſer Bube! Dieſex —! Die brillante Parthie! Und dazu noch all’ das Geld für den Aufenthalt an der Riz viera E Und heirathen wollte ex wirklich das Geſchöpf? O, daß ex dieſe Elſe Mühlbrandt noh geſchont hatte, weil Va eine thörichte Reue anwandelte, und er deshalb die Geſchichte niht veröffentlicht hatte.

Hätte er das doch gethan !

Aus dieſem grimmerfüllten Brüten ſ{hre>te ihn der Klang der Pendüle auf. Ex mußte zum Gericht, die Unterſuchung gegen Friedrichs fand ſtatt, er ſollte zum Verhbx erſcheinen wegen des Diebſtahls, den Friedrichs in ſeinem Geſchäfte ausgeführt. —

Zur ſelben Zeit wurde über die brutale That des Schneiders verhandelt.

Bleich und ſchlotternd ſaß dieſer da, ex wußte ſchon ganz gewiß, daß er „Zuchthaus“ bekommen würde. Es war in dex Sache wenig zu thun; die jammernde Frau des Angeklagten war ſchon hinaus geführt worden; als erſte Zeugin war die Dienſtmagd der Schneiderfamilie verhört, dann die Gehilfen und der Lehrjunge, jezt wurden die Zeuginnen Paſtorin Mühlbrandt und deren Tochter Elſe Miane vorgerufen; der Gerichtsdiener führte ſie in das große Zunmer. Es war hier Alles anders als

damals und doh! Alles rief ihr jenen ſ{hre>li<ſten Lag ihres Lebens in's Gedächtniß zurüd.

Von der Vernehmung des Doktor Mühlbrandt war Abſtand genommen worden, da derſelbe auf Reiſen ab= weſeud ſei.