Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Von Klara Reichner. 189

Grenzenſos war Jſabella’s Schmerz bei dieſer Nach= richt, doh no< immer fonnte und wollte ſie die Hofſnung nicht aufgeben, obwohl ihr Vater bereits in ſie drang, nun auch ihr Verſprechen zu halten, und dem reichen Don Rodrigo de Alzagra, der ſie längſt anbetete und deſſen Werbung ex begünſtigte, das Jawort zu ertheilen.

„Noch ſind die fünf Jahre niht zu Ende,“ ertviederte hierauf faſt unnatürli<h ruhig Donna Fſabella. „Und ehe nicht der lehte Glodenſ<hlag verklungen iſt, der ſie be= endigt, eher reiche ih niht Don Rodrigo meine Hand zum Ehebunde.“

Don Pedro zu>te unwillig die Achſeln. Ex war ſo ficher, daß der unwillkommene Schwiegerſohn für immer beſeitigt ſei, daß er bereits die Vorbereitungen zur Ver= mählung traf, damit na< Ablauf der vertrag8mäßigen fünf Jahre auch niht ein Tag Verzögerung eintreten ſollte.

So verging wie im Flug die kurze Zeit, welche no< an der vereinbarten Friſt dex faſt abgelaufenen fünf Jahre fehlte.

Mit dem Läuten der Veſpergloce hatte vor fünf Fahren Don Juan de Maxzillo Texuel verlaſſen, bevor der lebte Ton des Veſperglökleins nicht verhallt war, wollte Donna Sfſabella nicht dem ihr aufgedrungenen Freier zum Altare folgen. Wie eine BVildſäule, ſo ſtarr und weiß, ließ ſie auf Befehl des Vaters ſich von den Dienerinnen ſ{müd>en. Ach! ihre Gedanken weilten niht hier bei all” dem eitlen Tande; ſie ſuchte in der Ferne einen unbekannten ſtillen Ort mit einem einſamen, verlaſſenen Grabe, das den Ge= liebten in fi< barg.