Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

190 Ein ſpaniſches Liebeëpaar.

Die Dienerinnen hatten ihr trauriges Geſchäft beendigt. Die reichgeſ<müdte Herrin hatte das Anſehen einer Todten= braut. Da trat Don Pedro ein mit dem von thm ex= wählten Schwiegerſohne, Beide ebenfalls in reichen, feſt= lichen Gewändern. Rodrigo de Azagra wollte mit jugend= lichem Feuer ſeiner Braut entgegeneilen, doh Fſabella wies ihn mit einer ſo entſchiedenen Geberde von ſi, daß er beſtürzt einige Schritte zurii>trat.

„Jh bitte Euch um einige Minuten Gehör, Don Rodrigo,“ \pra<h ſie mit unnatürlicher Ruhe und ohne auf das Stirnrunzeln ihres Vaters zu achten.

Dieſer ſchien auf Azagra?3 zuſtimmende Verneigung eine Einſprache erheben zu wollen. „Das Brautgefolge wartet!“ ſprach er.

„Die Veſperglo>e hat no< nicht geläutet!“ - erwiederte bedeutung8voll Donna Jſabella. „Jh muß no< ein paar Worte mit Don Rodrigo ſprechen.“

Auf Alzagra’s Bitte entfernte ſih denn au< endlich Don Pedro; die Dienerinnen hatten bereits beim Eintritt der beiden Männer das Gemach verlaſſen.

Jſabella entde>te nun mit bewegten Worten Denut= jenigen, der ihre Hand begehrte, daß ihr Herz gefeſſelt ſei für ewig, ob an einen Todten, einen Lebenden, das freilich vermöge ſie ihm niht zu ſagen.

„Das Alles iſt mix wohl bekannt, Schönſte aller Frauen,“ exiviederte Rodrigo. „Jedo<h den Todten habe ih wohl faum zu fürchten, und vor dem Lebenden wollte ih mix ſchon Ruhe zu ſchaffen wiſſen, wenn Jhr erſt einmal meine Gattin ſeid.“