Das Nordlicht. Bd. 1-2

Sie träumen! Doch sinkt bald der Blutrausch zusammen;

So schlummern sie gut, wie sanft reifende Früchte.

Da liegen sie! Zarter als Äpfel im Winter:

Ein schmackhaftes Dauern. O, huldsam gesinnter

Verkünder von Wonnen, durch frühe Gerüchte

Erkommnen Erlauchtseins, beim Segnen der Seelen,

Verbleib uns!« Doch Orpheus ruft: »Schatten, ich flüchte

Vor nachtendem Wünschen zu Sonnenbefehlen!«

Er kann sieh mit Sanftheit aus Armen entranken

Und sagt der Gestalt: »Du darfst mich nicht wählen!

Ich mag euern Garten, voll Gaben, durchschwanken,

Um einst mich, in Keuschheit, noch frei zu vermählen!

Ich suche mein Weib in den Schleiern der Sterne:

Noch fühl ich sein Winken, doch hab ichs verloren,

Ich trage ein Herdopfer Feuern der Ferne:

Ersterne mein Herz, vor den strahlenden Toren

Des Heimgangs: dort wartet die Frau hold geborgen.

Auf einmal ersonnt sie: aus uns kommt der Morgen!«

»Ich seh dieh dem Zwillingstal leise entschweben.

Du suchst Eurydiee!« erzählt die Mänade

Dem Sänger: »wohl spüre ich freundliches Beben

Von Sternen, die himmlischen Zwillinge weben

Das Seelengewand deiner Braut am Gestade

Der traurig Verblichnen! Auch dieh haben Flammen

Des sternenden Paares zum Dichter erhoben.

Nun kennst du die Pfade zu euerm Entstammen,

Den Zwillingen magst du dein Opfer geloben,

Doch fort ist das Weib! Bei den ewigen Ammen

Umraunt sie das Deuten von Heldengeschlechtern ;

Sie ahnt dort, auch Orpheus gelangt zu den Wächtern

In Strahlen, an Pforten des Heimgangs zu thronen!

Sanft sagt sich die Braut: »Mein Sänger der Milde

Erwandert die Sonne durch Blumengefilde,

Doch ich muß in schimmernder Grottenflucht wohnen!« «

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