Das Nordlicht. Bd. 1-2
Gespenster, ich hab euch, wohl wird euer Nacken Dereinst noch vom lastlosen Tag überschienen.
Ihr felsfinstern Sphinxe, auch ihr tragt im Kerne Den geistigen Tag ohne Schluß und Beginnen; Ich wittre sein Dämmern in innigster Ferne: Nun heißt es, mit Bergen verbunden, gewinnen!
Ihr stummen Kolosse, ihr sprecht mit den Gipfeln Bestimmt eine Sprache zerbröckelnder Zacken! Doch seht, in den Zungen, Gebärden und Wipfeln Belebt sich, erhebt sich, ein gratsteiler Nacken.
Ihr Sterne erhebt mich, ihr Sterne entzückt mich: Ich bin außer mir, doch in mir wurzeln Gluten!
Und drum, o ihr Sterne, zerpflückt mich, entrückt mich, Ich fühle so gerne mein Urliehtvermuten.
Das Tallied des Werdens erklingt in der Seele, Schon elimmts zu den Gipfeln, noch regt es sich leise: Jetzt faßt mich die Erde, erfüllt meine Kehle, Und weither durchschauert uns — still! — ihre \Veise.
Jetzt packt sie mich ganz, dann streift sie mich sachter, Wohl sucht sich in Rhythmen die Zeit zu vollenden;
Ich bin ja ein Dichter, ein Zustandsverachter
Und kann, was vergeht, zu den Ursprüngen wenden!
Auch ist meine Seele an Freiheit gebunden.
Sie kann sie nicht fliehn und ergreift sie als Bilder, Sie lebt und besteht auf unendlichen Runden,
Und Nordlichterscheinungen sind ihre Schilder.
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