Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten, str. 304

zwanzig Gefechten und Schlachten. Die militäriſchen Verdienſte Tſhernajef fs wurden auh immer hohgeſhäßt und belohnt. Jm Jahre 1854 erhielt er den Orden der heiligen Anna dritter Claſſe mit dem Bande; in demſelben Fahre, ſe<sundzwanzig Fahre “alt, ward er {hon DiviſionsQuartiermeiſter (Chef des Diviſionsſtabes). Für Auszeihnung, Muth und muſterhafte Tapferkeit bei der heroiſhen Vertheidigung Sebaſtopols erhielt er den Wladimir-Orden vierter Claſſe und für das muthige Zurü>ſchlagen des Sturmes am 27. Auguſt 1855 einen goldenen „Halbſähbel“ mit der Aufſchrift: „Für Tapferkeit". Jm Jahre 1862 nahm er als Ober-Quartier-

meiſter der Armee im Ter-Gebiete Theil an der Expedition gegen die Tſcherkeſſen. Jm Fahre 1869 erhielt . er als Commandant eines Orenburger-Corps den St.

Stanislaus - Orden zweiter Claſſe mit der

faiſerlihen Krone. Ueberhaupt datirt ſeine ſelbſtſtändige Führung vom Fahre 1864; in demſelben Fahre avan- ‘ cirte er zum Generalmajor und erhielt den Sanct GeorgsOrden dritter und den

Stanislaus - Orden

1. Claſſe mit Schwertern. Jm Fahre 1865 wurde Tſchernajeff

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verneur des von ihm eroberten Turkeſtan ernannt. Für die Einnahme Khokands und der Feſtung Nijabek wurde er mit dem Sanct Anna-Orden erſter Claſſe decorirt. Für den zweitägigen Sturm und die Erſtürmung Taſchkends wurde er mit einem goldenen Schwerte in Brillanten belohnt. Jm Fahre 1867 wurde ex mit Charakter und Gehalt penſionirt. Nach einem halben Fahre ward er wieder zur Activität berufen und erſt am 20. Funi 1875 trat er entſcheidend in den Ruheſtand. Er war ſeither Redacteur des „Rusky Mir“ (die ruſſiſche Welt); aber als Schriftſteller vermochte er niht ähnliche Lorbeeren zu ſammeln, wie er ſie auf dem Schlachtfelde errang. Seine erſte Entlaſſung war dadur< veranlaßt worden, daß ein Organiſationsplan für Turkeſtan, den er entworfen, niht die Zuſtimmung des Kriegsminiſters Miljutin erhalten hatte, worauf T\chernajeff in ſeiner raſhen Weiſe dem Kaiſer erklärte, er

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Oberſt Leſcjanin.

fenne Turkeſtan beſſer als der Miniſter; es müſſe daher entweder Miljutin nachgeben oder er ſelbſt gehen. Das Eine erfolgte nicht, ſomit ge{hah das andere.

Bevor wir weiter gehen in der Schilderung der nunmehr erfolgenden Kämpfe, iſt es ſehr[nöthig, Lage und Richtung der verſchiédenen Kampfpläße zu verſinulichen.

So verwi>elt wie die Natur das Texrain der Balkan-Halbinſel geſchaffen, ebenſo verni>elt und ſyſtemlos waren die Kämpfe, welche die ſldſlaviſche Fnſurrection auf dem nordweſtlichen Theile dieſer Halbinſel ſeit beinahe einein Fahre [gegen die Pforte unterhielt. Mit dem Eintreten Serbiens und Montenegros in den Kamp/] gegen die Türken begann ſi<h der Krieg erſt ‘zülxègeln und in deutlichen Umriſſen hervorzutreten. Das Terrain des Krieg 8\hauplabes in ſeiner ganzen Ausdehnung war folgendes:

Das ſerbiſhtürkiſhe Kriegstheater nahm den Raum ein, der weſtlich von den croatiſh-dalmatiniſhen Grenzgebirgen, nördli< von der Save und Donau, ſüdli<h vom Gebirgszuge des Balkan und oſtlih von einer Linie eingeſchloſſen iſt, die ſih von der Donau über Widdin zum Balfan hinzieht. Es iſt dies eine Terrain-Ausdehnung, die nahezu zweitauſend Quadratmeilen enthält, faſt durhwegs von ſteilen, zerklüfteten oder mit Urwaldungen bede>ten Gebirgen durchzogen. Nur eine geringe - Zahl von waldloſen Hochflähen und die Flußthäler erlauben hier die Entwi>elung größerer Truppenmaſſen und „zeichnen den Armeen die Richtung der Operationen und die S<hlachtfelder vor. ]

Die: in dieſem Terrain vom Norden nah Süden führenden Verbindungslinien folgen im Allgemeinen den Flußthälern der Unna, Verbos, Bosna, Drina, Morawa und des Timok und ſind dur<h Querſtraßen miteinander verbunden. Jm Allgemeinen - iſt die Beſchaffenheit der lebteren eine viel ſ{le<tere als die der Thalſtraßen, weil ſie häufig ſteile und beſhwerlihe Gebirgspaſſagen überſteigen müſſen. Fhre Vertheidigung i} hinwieder eine leichtere, da größere Truppenmaſſen