Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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4. März.

Die Franzoſen haben unſere Avantgarden zurückgeworfen ; es war feine bedeutende Affaire, aber denno< iſ es ſehr traurig. Die Königin bringt jeht immer den Nachmittag bei dem Prinzen Wilhelm zu. Kalkreuth reiſte nah Danzig ab, weil der General Manſtein ſi<h den Fuß gebrochen hat.

5. März.

Es famen drei franzöſiſche Deſerteure hier an, die wir ſahen. Die Nachrichten von der Armee ſind ſ<le<t; die ruſſiſche Avantgarde hat einen Echec exlitten, der Feind hat Verſtärkungen erhalten, man fürchtet jezt fehr, daß es zu einer Schlacht kommt. Der Oberſt Kleiſt hat Napoleon in Oſterode geſehen, wo auf ſeinen eigenen Befehl die Stadt vollſtändig geplündert wurde. Welch ein Ungeheuer iſ dieſer Menſch! —

6. März.

Jh ſchreibe Briefe an meine Tochter und meine Freunde und weiß doh, daß ih keine Antwort bekommen kann; ſie werden nicht durchgelaſſen, die Feinde hindern jede Verbindung und man exfährt Nichts mehx von den geliebteſten Menſchen! — Chazot kam aus Danzig, auch zwei Ruſſinnen famen zu Tiſche, Beide ſehr liebenswürdig und die eine, die Uwaroff, auch bildhübſ<h. Briefe von der Armee ſagen, die Unſrigen und die Ruſſen hätten kleine Vortheile errungen, aber Nichts von wirklicher Bedeutung. Dex arme König iſt wieder ſehr ſchwankend und unentſ<hloſſen, vor Allem ängſtlih und ganz entmuthigt.

7. Mäxz.

Nowaſſilzikoff kam von der Armee, um nah Peters= burg zurückzugehen; ex kam auf eine Stunde zu mix und