Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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28. Auguſt. Die arme Prinzeß Wilhelm hat eine fausse Couche gemacht und iſ ſehr krank. 3. September. Heute kam eine Deputation der Schleſier, Graf Mal-= hahn, Vengersky, Bethuſy, Thun, Dyherrn und Tſchirsky. Sie waren bei Tiſche und die Majeſtäten waren ſehr freundlih und herzlich gegen ſie. 5. September. Alle Häfen ſind vſpeint: man hat faſt gar keine Nach=

richten mehr. 6. September.

Der arme König war ganz außer ſich über das Benehmen des Generals Soult, der durchaus niht fort will, troy der feierli< gegebenen Verſprehungen, und überdem ſchreibt ex noh die inſolenteſten Briefe. Gott wolle dem armen König die Kraft geben, ſo viel Kummer zu ertragen.

8. September.

Dex arme geliebte König wax heute re<t krank; man gab ihm ein Brechmittel, um den gefährlichen Einfluß dieſer Gemüthsbewegungen und Aufregungen womögli<h ahzuwenden. 10. September.

Man ſchreibt mix aus Berlin, daß der General Vitry und St. Hilaire ſi<h ſehr ſ{le<t benehmen. Dex Erſtere wohnt in dem Vos\ ſchen Hauſe und macht darin allen möglichen Unfug. Alle Abend fährt ex na< Charlottenburg in's S<hloß und benimmt ſich, als ob es ihm gehöre. Man fürchtet, daß Beide und die ſämmtlichen Truppen den ganzen Winter noh bleiben werden. J<h war ſ{<hon elend, aber dieſe Nachricht gab mix den lehten Stoß.

Am Preußiſchen Hofe. 2. Aufl. 21