Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

— 971 —

rihtungen in dem wenig bewohnten Haus überhaupt ſehr unvollkommen und ungenügend. 2 SUE Die Königin hatte noh immer ſehr viel Fieber, denno< war ſie ſo ſanft und geduldig wie immer. Frau von Berg fuhr nah Groß-Giewiß, au<h mein Enkelſohn Vosf ging gegen Abend dahin zurück. Der Strelißer Hofarzt Hieronimi hofft das Beſte und iſ nicht beſorgt. 3. Juli. Dex König fuhr ganz früh Morgens über Rheinsberg nah Charlottenburg zurück. Die Königin iſt nicht ſchlechter wie geſtern aber auch nicht. beſſer. Man überhäuft mich mit Güte und Aufmerkſamkeiten hier, aber ih bin betrübt und kann niht Muth faſſen; ih fürchte, dieſe Krankheit iſt recht ernſt und wird nicht raſch vorübergehen. Nachmittags ſchickte ich eine Stafette mit dem Bulletin an den König. ' 4. Juli. Die Königin iſ ſehr leidend, hat dieſe Nacht gar nicht geſchlafen und heute gegen Abend wurden die Kopfſchmerzen ſehr heftig, ſie war ſogar einen Augenbli> nervös ſchr aufgeregt. Die Herzogliche Familie und die Prinzeß Solms waren etwas bei ihr, aber nux kuxz. Man führt hier ein ſchre>liches Leben, die Leute beſchäftigen fih mit gar nichts, ſie laufen hin und her und langweilen ſi<h. J< bin immex im Krankenzimmer odex in dem meinigen und lebe ganz für mi; jeden Abend ſchi>e ih eine Stafette an den König mit dem Bericht des Arztes und er behauptet immer, dex Verlauf der Krankheit ſei, wie ex ſein müſſe. Die Prinzeß Solms wachte heute Nacht. E