Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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ums, wie Unrecht die Generale gehabt hätten den Oeſterreichern auszuweichen, und daß der Rückzug des Prinzen von Wür= temberg ſich ſehr kläglich ausgenommen habe, was uns ſhre>li leid that. Abends war ih an Hof; die Königin hatte eben eine Stafette erhalten mit der Nachricht : die Oeſterreicher hätten Charlottenburg und Schönhauſen vollſtändig ausgeplündert und alle Leute die ſie in beiden Schlöſſern gefunden, getödtet oder mißhandelt. Bald nachher traf auch die Poſt aus Berlin wieder ein und eine Menge Menſchen erhielten Briefe, die alle auf das Bitterſte über die Oeſterreicher flagten, die ganz fur<htbare Verwüſtungen angerichtet hätten, während vor ihnen die Ruſſen ſi vortrefflich benahmen. “ Sämmtliche Leute, die in Dienſten des Königs ſtehen, deren die Feinde irgend habhaft werden konnten, haben ſie getödtet oder furchtbar mißhandelt, die Möbel, Gemälde, Antiken und Kunſtſachen in den Königl. Schlöſſern zerſchlagen, zu den Fenſtern hinausgeworfen und zertrüm-= mert, kurz Alles, was ſie nicht mit fortnehmen und rauben fonnten, haben fie verbrannt oder ruinixt und zerſtört, ſämmtliche Pferde aus den Königlichen Ställen und ſämmtliche Wagen mit fortgeführt, und eben ſo Alles genommen, was dem armen Ober-Stallmeiſter Schwerin gehörte, der im Marſtalle wohnte. Außerdem haben ſie alle Schaßfammern, garde-meubles, Speicher und Magazine von Grund und Boden aus verwüſtet oder rein ausgeplündert. - Dieſe Nachrichten verbreiteten allenthalben eine ſolche Betrübniß, daß Niemand an etwas Anderes denken konnte. Es ſ<hmerzte 118 doppelt, daß alle Briefe immer wiederholten: die Ruſſen hätten ſih wie ehrliche Leute und ehrliche Feinde, die Oeſter= reicher und Sachſen dagegen, welche leßtere beſonders in