Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

Charlottenburg hauſten, hätten ſi< wie Barbaren und wie gemeine Diebe benommen. Mein Gott, welche Unzahl von Menſchen ſind dur alle dieſe Gewaltthaten verarmt und unglüli< geworden! Wenn dieſer Krieg noh lange dauert, ſo iſt die Zahl der Elenden die Alles verloren haben, bald jo groß, daß Niemand mehr im Stande ſein wird ihnen bei= zuſtehen. 17. October. Abends war ih bei dex Prinzeſſin, wo die Nachricht eintraf, der König ſei von Guben aus im Vorrüt>en begriffen, habe bereits Sagan exrreiht und man exwarte näch= ſtens einen Zuſammenſtoß mit dem Feinde und eine neue Schlacht. Seit ihrem Rückzug aus Berlin haben ſi< die tuſſen auf Frankfurt repliirt, wo man ſagt, daß das Gros ihrer Armee ſteht, und man glaubt, daß ſih au<h dex König dorthin wenden werde um fie anzugreifen. Der liebe Gott wolle uns den Sieg geben, unſeren Waffen den Ruhm und unſerem Lande den Frieden! Jmmerfort trafen neue Nachrichten über die Verwüſtungen, Unmenſchlichkeiten und Grauſamkeiten ein, welche die Oeſterreicher rund um Berlin und in dex ganzen Um-= gegend begangen haben, während nux eine Stimme dariiber iſt, wie gut und menſchli ſi die Ruſſen benommen und welche vortreffliche Mannszucht General Tottleben ge= halten hat. iz 19. Octoh: 7 J<h war in der Kirche, Paſtor Sucrow hielt eine ſehr ſchöne Predigt. Dann las ih in dex Geſchichte Ludwig XII. Unterwegs hatte ih den Prinzen von Naſſau und Nugent begegnet und ihnen erzählt, wie entſeßlih die Oeſterreicher