Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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bei uns gehauſt hätten. Um Mittag erhielt ih die traurige Nachricht, daß au<h Schönſließ von Oeſterreichern beſeßt und ausgeplündert worden ſei, aber zum Glü> war meine arme’ Mutter niht mehx dort. Das Gut meines Bruders, Stülpe, iſt niht verwüſtet worden; aber man hat eine große Summe Geldes bezahlen müſſen, um es von der Plünderung los zu kaufen. Gott weiß, wie ſehr dieſe Ver= luſte und alles Unglück, das meine arme Mutter triſt, mich

"betrübt. Lascy hat bei ſeinem Rückzuge das Land furchtbar

verwüſtet, die Oeſterreicher plünderten Alles rein aus, ſelbſt die Leichname in den Erb-Begräbniſſen haben ſie beraubt. Abends war ih an Hof und ſpielte mit dem jungen Prinzen von Preußen und Bella Fea, abex mein Herz und meine Gedanken waren nicht dabei. 21. October.

Endlich erhielt ih einen Brief meiner armen Mutter, die glü>licherweiſe jet in Streliß iſt, aber ſchr klagt, auh die Koſaken ſeien zwei Mal in Schönfließ geweſen und ſie hätten die Leute recht ſ{<le<t behandelt. Zu gleicher Zeit erhielt mein Mann einen Brief ſeines Bruders, der ihm ein Manifeſt ſchi>t, das General Werner in Schwerin publiziren läßt, in dem ex eine Kontribution aus\<hreibt, die Mecklenburg aufbringen ſoll und ſagt, ex könne es nunmchr nux twoie ein feindliches Land betrahten. Daß der Herzog von Schwerin die Thorheit gehabt hat, ſih in Regensburg aa vie Spiße der Feinde Preußens zu ſtellen, muß ſein Land jeht mit Kriegsſteuern und Naturallieferungen büßen.

J<h ſ<hrieb foglei<h an die Frau des Adminiſtrators unſerer Güter na<h Groß=-Giewiß und mein Mann ſchite