Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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menterx deſſelben bei uns vorbei defiliren. Auch der General

“Kleiſt, der früher hier in Garniſon ſtand, kam zu uns und

ſpäter am Tage kam noh ein Theil des Corps des Prinzen von Würtemberg, das heißt ſeine Jnfanterie, denn ſeine Cavallerie war zu allererſt dux die Stadt marſchirt. Der Prinz ſelbſt ſah ziemlih wohl aus, aber er iſ gealtert und ſehr mager geworden. Die lehten Regimenter rü>ten erſt ſpät am Abend ein und es war mitten in der Nacht, als die Allexlehten in ihre Quartiere kamen, was mix durchs Herz ſchnitt, na< allem, was dieſe armen, armen Leute an Anſtrengungen und Entbehrungen ſchon gelitten haben! Endlich kam auch Herr von Buddenbro> und trank mit den Andern no< Thee bei uns. Ex iſ jeht Adjutant des Prinzen von Würtemberg, und wix baten ihn, ſih unſerer armen Beſitzungen in Me>lenburg etwas wohlwollend anzunehmen. 24. Qctober.

J< ſtand um 5 Uhr auf und zog mein Reitkleid an, um die Truppen zu Pferde noh einmal zu ſehen und ſie ein Stück begleiten zu können. Um halb 6 Uhr kam unſer Freund Kleiſt, dex Huſar, mit ſeinem Bruder, von den Gensd’armen. Sie tranken Thee und dann Kaffee mit uns; ſpäter kam auch die Marſchallin von Schmettau und wir plauderten zuſammen bis gegen 8 Uhr; dann mußten leider die Offiziere fort. J< gab der Marſchallin zu lieb das Reiten auf und fuhr mit ihr hinaus um die Regimenter ausrü>en zu ſehen. Als wix aus dem Stadtthor kamen, ſahen wix von fern den Rauh und den Feuerſchein eines brennenden Dorfes. Wix waren bereits in der größten Angſt zu ſpät zu kommen um die Truppen noch zu ſehen,