Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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und wirklich waren dieſelben auh ſhon ausgerüct; aber es gelang uns doch ſie noh einzuholen. Kleiſt kam an unſeren Wagen heran geſprengt; auh ſein Bruder kam, ließ den Sohn dex Marſchallin herbeirufen und beredete uns aus-= zuſteigen und mit ihnen in eine Mühle zu gehen, die ganz diht an jenem brennenden Doxf lag; ih glaube es hieß Dodendorf. Die Dragoner hatten dort über Nacht gelegen und wahrſcheinlih hatte einer der Soldaten dur eine Unvorſichtigkeit das Feuer verſchuldet. Es war ein trauriger Anbli>, Alles ſtand in Flammen, nux ein paar wenige Häuſer und die Kirche konnten gerettet werden. Wir blieben ein Weilchen Alle beiſammen in jener Mühle, — es waren furze aber glüfliche, unvergeßliche Augenblide. Die Marſ{hallin und ih ſchenkten eine jede Kleiſt, dem Huſaren, ein Medaillon an ſeine Uhr zum Andenken und ih verſprach" ihm noh, einen Marſch für ſein Regiment zu komponiren und ihm denſelben nahzuſchi>en. Endlich mußten wix uns trennen und nachdem wix unſexn Freunden unſexe Segens= wünſche mitgegeben hatten verließen wir ſie; a<, mit wie ſchwerem Herzen, ſie ſo der Gefahr und vielleicht dem Tode entgegen gehen zu ſchen! —

Welch ein fuxhtbarer Krieg und joie furchtbar iſt es, ruhig dabeizuſtehen und fo viel Menſchen in ihr Verderben gehen zu ſehen. Dex barmherzige Gott wolle meine armen Freunde behüten und ſie in Seinen allmächtigen Schuß nehmen! — Wir fuhren traurig und muthlos nah Magdeburg zurü>, und Nachmittags ſeßte ih mi<h hin, den Marſch zu komponixen den i< verſprochen hatte.

25, October. J< bereitete mih vor um zum Abendmahl zu gehen und