Über den Geist des Zeitalters und die Gewalt der öffentlichen Meinung

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allgemeiner aufzuklären, iſ daher ein vorzüglicher Beweis von der Aufélärung der Philoſophie ſelb. Ste ſucht jetzt nicht ſowohl die abgezogenen Begriffe in ihrer Abgezogenheit allgemein in Umlauf zu bringen, — ein Geſchäft welches die Faſſungéfraft der Menge überſtcigt, — ſondern fie bemüht ſich vielmehr die abgezogenen Begriffe auf die Gegenſtände des gemeinen Lebens anzuwenden und auf dieſem Wege gemeinnüßig zu machen. Der Gelehrte theilt die: Reſultate ſeiner geübtern Urtheilsfraft, ſeiner nähern Bekanntſchaft mit der Natur und den Erfahrungen voriger Zeiten und anderer Leute, auf eine faßliche Weiſe in der Mute ferſprache dem großen Haufen mit: der Nichts gelehrte erlangé dadurch Begriffe und Einſichten die ihn überzeugen, daß ſein Gewerbe einer Ver« beſſerung fähig ſey, und er wird gewöhnt, auch “ bey mechaniſchen Arbeiten zu denken.

Die Fruchtbarkeit in Werken der EinbildungssKraft ſcheint zwar abzunehmen : dies iſ aber eine Folge der mehr verbreiteten Philoſophie, welche die Urtheils - Kräft auf Koſten der Jmagination zu verſtärten ſucht. Die durch ſie ſtrenger gewordene Kritik macht ‘es ſ{hwerer ein Dichter zu ſeyn als vormals; und was nußen auch neben unſern Meiſterwerken in der Dichtkunſt jene Reimexeyen,