Über den Geist des Zeitalters und die Gewalt der öffentlichen Meinung, page 93
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Jn ſolchen Fällen wird die Allgewalt eines fühnen Geiſtes nicht berechnet. War ſein bisheriz
ger Standpunkt flein und gering, ſo wird er von
den Mächtigen entweder nicht geachtet, oder er iſt ihnen unbekannt : ſteht er ſchon in Anſehen, ſo glaubt man, daß er gegen den E der Macht nichts ausrihten wêérde.
Zwingli predigte no< kurz vor dem Jahre 1517, wo Luther ſeine bekannten Theſes éfffentlich vertheidigte, in der Schweiz gegen die Mißbräuche der römiſchen Kirche, und eben dieſes thaten in Deutſchland niehrere “vor Zwingli und Luther. Seit dem Conc/lium zu Coſtnis, fehlte es nie an
Männern, die gegen die Hierarchie predigten und
ſchrieben: aber damit war nichts aus8gerichtef. zicht einmal’ politiſche Unterhandlungen anſehns licher Höfe konnten etwas bewirken.
Erasmus und Melanchton warén ohne Zweifel ausgebildetere Männer“ als Luther: allein um dengroßen Schlag zu thun, wurde cin ganz anderer Maun erfordert als ein bloßer Gelehrtex, Er mußte mit einem beträchtlichen Vorrathe von Kenntniſſen eine gewiſſe Kühnheit mit einem gewiſſen Starrſinn verbinden, weclehes man von ſo- ausgefeilten Gelehrten als Erasmus und
Melanchton waren, nicht erwarten konnte. Ex *