Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

46

gebot uns die Beſabung eines türkiſchen Karakols Halt, welhem die Bewachung der langen Brüce über den Drin anvertraut iſt. Hier tat das Jolz Teskere prächtig ſeine Schuldigkeit: ſalutierend gab uns der Militärpoſten den Weg frei. Bedächtigen Schrittes

î paſſieren unſere Pferde die niht ſehr vertrauenerwe>enden

/ Eindru> machende Brü>e — und nun ſnd wir frei und

“| auf uns ſelbſt geſtellt: wir ſind bereits im Gebiet | der autonomen Stämme. Die Brücke ſchließt | türkiſches Gebiet und türkiſche Einflußſphäre ab. —

x Die einzige Kommunikationslinie Albaniens, die wirkli<h den Namen Straße verdient, iſt die von Skutari na<h San Giovanni di Medua, aht Reitſtunden lang, Dieſe gut angelegte und wohl in Stand gehaltene

¿ Landſtraße führt durh eine überaus fruchtbare, Z a-

—_drima genannte Ebene. Maisfelder von erſtaunlicher

j Ueppigkeit ſäumen die Straße einz behäbige Ortſchaften

© geben der Gegend einen Anſtrih von Wohlhabenheit, den

…! man im Innern des Landes, in der Malcija, ſo ſehr i vermißt. Stellenweiſe führt die Straße am Ufer des Drin entlang, der fich ſ{mubig und träge dem Adria= / tiſhen Meere zuwälzt, in das er bei Aleſſio mündet. i { In einem ſchattigen Haine haben Zigeuner ihr Lager | aufgeſchlagen; die ſauberen Zelte neueſten Zuſchnittes | laſſen den wohlbegründeten Verdacht aufkommen, daß ſolch

* wohnlihe Eguipierung aus den Beſtänden einer türkiſchen

| Armeeintendantuxr „verloren ging“. Bettelnd und be| ſ<hwörend umringen die weiblihen Mitglieder dieſer

| | Zigeunerkolvnie, darunter zwei junge Mädchen von be|| rüdender Schönheit meinen Freund Wenng, deſſen Rößlein langſamen Shrittes hinter uns her trollte. Und da der

/ Unglück8menſh guten Herzens Miene macht, den zer= lumpten Bettlern einige Metalliques zu, ſpendieren, da ‘iſt im Augenbli> das ganze Lager hinter dem edlen Wohltäter her, ſchreiend und verlangend, ſo daß