Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

194 Franziska von Rimini.

Plözlich ſtieg das Wetter auf, aus dem der vernichtende Bli auf ſie niederzu>en ſollte, ohne daß ſie es ahnte.

Giovanni hielt ſich 1285 wegen ſeines Amtes als Podeſta von Peſaro in dieſer Stadt auf und Franziska lebte wähz rend deſſen auf dem Familienſ<hloß in Rimini, da na< einem Geſeß der Podeſta niemals ſeine Frau in die von ¡ihm verwaltete Stadt mitbringen durfte. Einer ſeiner Diener, der in Rimini zurü&geblieben war, aber öfter na< Peſaro Nachrichten an ihn zu überbringen hatte, erregie bei einer ſolchen Gelegenheit die Ciferſucht des leidenſ<haſt= lichen Mannes auf's Heftigſte dur eine Mittheilung über den Verkehr Franziska's mit Paolo, der mit ſeiner Fa= milie im ſelben Schloſſe wohnte und mit den Beſuchen bei ſeiner Schwägerin nur das Recht und die Rüſicht eines nächſten Verwandten auszuüben glaubte. Der Po= deſta glaubte jedoh dem Diener und beſchloß in wildem Zorn Rache an Demjenigen zu nehmen, den er für den Schuldigen hielt.

Sofort ſtieg er zU Pferde und jagte mit ſeinem Diener * na< Rimini. Ex ſtürmte, glühend vom tollen Ritt, in die Gemächer ſeiner Frau und fand ſie da in Geſellſchaft ſeines Bruders, wie Dante nach der im Volke verbreiteten Kunde ſchildert, beim gemeinſamen Leſen eines franzöſiſchen Nitterromans. Ohne zu fragen und Rede zu fordern, riß ex in blinder Wuth ſeinen Degen heraus und wollte ihn Paolo durch die Bruſt ſtoßen. Franziska ſtürzte ſich voll Entſeßen dazwiſchen und ſie war es nun, die den Todesſtoß erhielt. Jhr Herzblut rôthete den Boden, eine Leiche ſag ſie vox Giovanni, auf die er mit Schre>en und grim=