Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
Non Oswald Heim. 205
Weiſe. Mit zwei brennenden Lichtern tritt ſie vor einen Spiegel und ruft dreimal den Namen des Geliebten ; ſieht fie dann im Spiegel ſein Bild, ſo wird ex ſie freien, ſicht ſie einen Anderen, wird es dieſer thun. Ob ein Mädchen überhaupt im fommenden Jahre heirathen werde, läßt ſich fehr leicht erfahren, wenn es um Mitternacht in den Schaf= ſtall geht und im Finſtern ein Schaf greift. Jt das ergriffene Thier ein Mutterſchaf, ſo wird aus der Heirath nichts; ergriff es jedo< einen Hammel oder gax einen Bot, ſo fommt die Heirath ſicher zu Stande. Zieht man in der Mitternachtëſtunde eine Handvoll Stroh aus dem Dache, ſo heirathet man im fommenden Jahre, wenn die Zahl der dabei ergriffenen Halme eine gerade iſt; iſt ſie ungerade, fo muß man ſterben. Auch kann man drei Namen auf ebenſo viele Zettel ſchreiben, in einen Strumpf ſte>en und dieſen dann unter das Kopfkiſſen legen. Jn der Nacht greift man in den Strumpf, zieht einen Zettel und erfährt dur< ihn den Namen des beſtimmten Bräutigams, beziehungs= weiſe der Braut.
Die geliebte Perſon erſcheint im Traume, wenn man beim Schlafengehen Hafer und Leinſamen unter das Kopf= fiſſen ſtreut und dabei ſpricht:
„Ih ſäe Hafer und Lein! Wer mein Geliebter (Geliebte) foll ſein, Komme im Traum und erſchein: Wie er gcht, Wie ex ſteht, Wie ex in die Kirche geht!“ Ebenſo wichtig iſt der Sylveſterabend für die Entſchei=