Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
206 Neujahrsbräuche.
dung der Frage, ob ein Liebespärchen im Laufe des fom=menden Jahres Hochzeit machen werde. Man träufelt zu dieſem Zwecke in eine Schale mit Waſſer zwei Tropfen Talg oder Wachs, von denen der eine den Bräutigam, der andere die Braut darſtellt. Kommen ſie ſ{<hwimmend zu=z ſammen, ſo gibt's im neuen Fahre Hochzeit. Geht man in der Mitternachtsſtunde dreimal rücwärts um das Haus, und ſieht na<h beendetem Gange auf das Dach, fo wird man im Laufe des neuen Jahres heirathen, wenn man einen Kranz erblit; nimmt man dagegen einen Sarg wahr, ſo ſtirbt einer der Liebenden; einen Stor, ſo gibi Kindtaufe; einen Hahn, ſo brennt das Haus ab. Auch Tegt die Braut beim Zubettgehen ein Gefangbuch unter das Kopfkiſſen, kneift beim Erwachen in der Nacht ein Ohr in ein Blatt und ſieht am Morgen nah, wo das Zeichen ſteht; hat es ein Hochzeitslied getroffen, ſo gibt es unſehl= bar Hochzeit im Laufe des Jahres; traurig jedoh wäre es für die Braut, wenn ſie ein Todtenlied bezeichnet Hätte, denn dann würde ſie im Laufe des neuen Jahres ſterben. Andere gehen unter das Fenſter einer Stube, in welcher eine laute Unterhaltung gepflogen wird, und fragen: „Werde ich Heirathen?“ Erfolgt auf dieſe Frage zufällig ein „Ja!“ als Antwort, ſo iſt die Hochzeit ſicher, hört man dagegen ein „Nein!“ ſo wird aus derſelben nichts.
Obſtbäume werden nah me>lenburgiſchem Volksglauben fruchtbar gemacht, wenn man ihnen am Neujahrstage gratulixt oder ſie in der Neujahrsnacht mit einem Silberſtü> beſchenkt, welches man unter die Rinde ſte>t. Man geht aber ebenfo ſicher, wenn man die Bäume in der Sylveſter=