Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
Von Oswald Heim. 207
naht einfa<h dur<prügelt. Jn der Pfalz wird in der Neujahrsnacht zwiſchen elf und zwölf Uhr jeder Baum mit einem Strohſeile umwi>elt und ihm das Neujahr ange= wünſ<ht: „Z< wünſche eu<h das Neujahr an, daß ihr gute Früchte tragen ſollt!“ Die Strohfeile verbleiben, bis ſie abfallen; wer fie abreißt, der gilt für einen großen Frevler. Jn der Altmark wird vor dem Aufgang dex Neujahrsfonne in den Gärten geſchoſſen, damit die Bäume, beſonders die Kirſchbäume, re<t rei<li< tragen.
Will man am Sylveſterabende ſehen, wer aus einer Fumilie im nächſten Jahre ſtirbt, ſo muß man in einem Zimmer, in das Niemand mehr hineingehen wird, auf einem Tiſche einen Fingerhut mit Salz umſtürzen. Jt das Salz am anderen Morgen eingedrü>t, ſo ſtirbt Derjenige, für welchen man das Häuſchen beſtimmt hat. Jn Alvensleben glaub man: wenn man am Sylveſterabende zwiſchen elf - und zwölf Uhr in ein Zimmer geht, wo das Licht nux dürſtig brennt, und feinen eigenen Schatten ohne Kopf ſieht, ſo muß man in dem neuen Jahre ſterben. Formt man in der Sylveſterna<ht aus Teig fo viele Kuchen, als Leute im Hauſe ſind, gibt jedem Kuchen den Namen eines Hausbe= wohners und drüd>t in alle ein Loch, ſo wird das Loch deſſen, welcher im Laufe des nächſten Jahres ſtirbt, beim Backen zugehen. Nach uraltem Brauche geht man uo< jeht häufig in Mitteldeutſhland in der Nacht zum erſten Januar auf einen Kreuzweg und ſtellt ſich dabei na geſchehener Bekrxeu= zung und Anrufung der heiligen Dreieinigkeit auf, um irgend einen Lon, welcher dann gedeutet wird, zu vernehmen, oder nux irgend etwas zu ſehen. Man exfährt z. B. den Lod