Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Von Gottfried Pfeuffer. 203
So finden vix, daß alle nordiſchen Völker dem blauen Auge zugethan ſind. Auf uns Deutſche ſcheint das Leß= tere eine ganz beſondere Anziehungskraft auszuüben; das begeiſterte Lob deſſelben ertönt in allen Epochen unſerer Literatur. Auch in dex engliſchen und ſkandinaviſchen Soeſie finden wir eine ähnliche Verehrung des blauen Auges. Jm Gegenſaße zu der Geſchma>srihtung der noxr= diſchen Völker huldigen die Südländer durchgängig der Schönheit des dunklen Auges. Das ſtarkglänzende und feuxige braune und braunſchwarze Auge erſcheint ihnen als der Typus, als das Ideal eines ſ{<önen Auges, während das mildere und ſanfte blaue kaum der Beachtung für würdig gehalten wird. Auch die Chineſen exkenuen dem dunklen Auge einen ganz beſonderen Schönheitswerth zu, und dex arabiſche Dichter Abulala ſagt geradezu: „Die ſ<önſten Augen ſind die ſchwärzeſten.“
Das Feuer des Auges, das für die Schönheit deſſelben als dritter bedeutſamer Faktor zu gelten hat, wird erheb= li von der Form und Farbe deſſelben beeinflußt. Die Erhöhung oder Verminderung des Augenfeuers, welche man bei den verſchiedenen Affekten beobachten fann, wird einzig und allein dur die Form des Auges bedingt. Je weiter nämlich die Lidſpalte geöffnet iſt, ein um ſo größerer Theil von dem Hornhautſpiegel tritt zu Lage, um ſo glänzender und feuriger erſcheint alſo auh das Auge ſelbſt. Darum wird vor Allem am großen Auge ein reichliches Feuer, ein ſprühender Glanz bemexkt, und darum wird die Klarheit und der Glanz gerade des großen Auges als
_etwas ganz beſonders Schönes und Prächtiges gerühmt,