Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

154 Dex Condéer.

Euer Leben foll niht von mix beunruhigt ſein. Toni, ih habe etwas Gutes in mix, dur< Dich, Dir gehört's, Dir ſoll's bleiben. Aber daß ih es gehabt, das Gute, und auh treuli<h behalten wollte, treuli<h gehegt bis heute, da der Teufel mich wieder verſuchte — Toni, das rechnë mir im Angedenken an und das will i< dann als einen Troſt mit mir nehmen.“

Wie ein reuiger Sünder vor der EES Gere<htig= feit ſtand ex vor ihr. Jn der Stärke ihrer Sittlichkeit, in der falten Entſchloſſenheit, die ſie draußen im Garten errungen, als ſie gebetet und die Bedeutung des ihr von Michel enthüllten Geheimniſſes ihres Mannes ſi< zu Ge= müth geführt, focht ſie au<h dur< ſeine aufrichtige Seelen= qual keine Rührung an. Jhre Liebe war in der Empöz rung ihres Herzens untergegangen, und der, twelcher ſie erſchlichen, erſchien ihr nur als der elende Betrüger, der nun entlarvt und geſtändig war. Wären- die Häſcher ge= fommen, ihn zu holen, ſie hättè eine Genugthuung darüber empfunden. Wenn ex Gericht an ſi<h- ſelbſt vollziehen wollte mit jener Piſtole da an der Wand des Schlafzinrz mers, ſie hätte keinen Schritt gethan, ihn daran zu hindern. Für ‘ſie war er des Todes würdig, um ihretivegen, ‘wie um ihres Kindes willen. :

Aus ihrem Schweigen mochte ex zu dieſer Eckenninifß gelangen, denn er fuhr in einem Ton höhniſcher Erbittez rung fort: „Das wird ein Aufſehen geben, wenn's morgen hier und rings in der Gegend heißt, daß der -Condéer no< lebt und hier als ein ehrbarer Güterbeſißer drei Jahre lang unter dem Schuß der hohen Obrigkeit gewohnt und geſchafſt