Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

160 Dex Condéer.

immer von ſi< geſtoßen; die Frau hielt ſi<h gebunden, ſtill unter dem Geſchi>k zu leiden, das ihr dur< die firh=li< unlösbare Ehe auferlegt worden.

Wie oft ſuchte ſie ihr Vater auf im ſtillen Kämmex= ſein, und bekümmert über fie, über das Schreäliche, was ſie niht geſtehen wollte, bat er ſie dann, ſi< ihm, ihm allein zu vertrauen. :

„O, Vater l“ ſagte fie dann immer faſt in denſelben Worten und an ſeiner Bruſt heiße Thränen vergießend. „Laß ab. Es fann nicht ſein.“

Jhre Schweſter unternahm dieſelben Verſuche und ebenſo wenig mit Erfolg.

„Wir konnten niht mehr zuſammen leben — auf ein= mal, in einer Stunde wurde es offenbar. Warum? Der Tod nur kann den Grund davon Euch einmal enthüllen.“

Anderes brachte Renate niht von ihr heraus, und fo vermied man es denn zulebt, aus Achtung vor ihrem Un= glü>, in fie zu dringen. Aber dies Unglü>, für welches man feine Erklärung erhielt, das man nicht begreifen konnte, bedrü>te Alle im Hauſe und um ſo mehr, als man bemerkte, wie Toni darunter litt und die Zerſtörung ihrer Geſundheit zu befürchten war.

“Auch Arnold ſtand unter dieſem Alpdru>. Als Zeuge des ehelichen Glüdes Toni's hatte ſeine ſtille Liebe zu ihr verglithen müſſen. Niemals zwar hatte er mit ihrem Manne in einen unbefangenen Verkehr treten können, und var dieſer auf Beſuch nach Arisheim gekommen, fo ſuchte er jede Begegnung, jedes Geſpräch mit ihm zu vermeiden, ſo daß ihm deshalb oftmals derbe Vorwiirfe, au< von