Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von ShmidtWeißenfels. E

Sn der That befolgte man nun den Rath des Juſtitiars. Wie zu einer wohlmeinenden Verſchwörung ver= einigten fi< Vater, Tochter und Neffe, richtiger Liebender, auf Toni Sturm zu laufen, um ihr die Einleitung zur Scheidungsflage abzuringen. Zartfühlend begann man damit, immer wieder und dringender, dann ſtellte man ihr die Nothwendigkeit und das Heilſame dieſes Schrittes vor, ſelbſtverſtändlih, ohne den Hintergedanken einer Wiederverheirathung auszuſprechen.

Vergebens. Toni lehnte es ab, der Zumuthung zu entſprechen. Jmmer beſtimmter von Tag zu Tag that ſie es, und man mußte endlich davon Abſtand nehmen, um ihren Leiden ſ{honend Rechnung zu tragen. Denn ſie litt unter dieſen Bedrängungen ſ{<hmerzli<, furchtbar, weil ſie ihren Qualen nicht Luft machen konnte. Sie wollte es _ni<t ſagen, daß ſie dieſe Scheidung mit Sehnſucht bez gehre, aber daß ſie vor dem Prozeß ſcheue, um weder wegen der Urſache der Entfernung ihres Mannes zu lügen, noch eine geringſte Möglichkeit dadurch zu bieten, daß er als der Räuber von ehemals verrathen werden könnte. Wenn ex den Galgen verdient hatte — ſie als ſein Weib, das fie einmal geworden, wollte ihn doh niht dahin bringen.

Da machte denn Arnold endlich wahr, was er ſich vor= genommen, um ſi< zu retten vox dex unſeligen Liebe und Toni's Frieden dur< fein Leiden, welches ſie wohl bez griff, niht noh mehr zu ſtören. Und Toni war es, die ihm jeßt einzig und allein eine Billigung ſeines Vorhabens ausdrüdte. Aber welchen Kampf beſtand ihr Herz deß-