Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

206 Aus der höheren ruſſiſchen Geſellſchaft.

ſpiel zu genießen, wie mit ihren foſtbaren lingelnden Vier- und Sechsgeſpannen und der ganzen Entfaltung ihres Reichthums ſelbſt ein prachtvolles Schauſpiel zu geben. Solche Umfahrten finden auh in der Oſterwoche und am 1. Mai ſtatt, und die kaiſerliche Familie wie der geſammte Hofſtaat pflegen fi daran zu betheiligen. Sn den leßten drei Tagen der „Butterwoche“ werden ale Bureaux und größeren Geſchäfte in Petersburg ge= ſchloſſen, in den großen Theatern wird täglich zweimal geſpielt, und die in den vornehmeren Häuſern veranſtalteten Feſte überſtrahlen die des ganzen Winters. Man gibt Frühſtü>e, bei denen man von zwölf bis fünf Uhr tanzt, um dann no< auf einem oder zwei Abendbällen zu r= ſcheinen. Die ungeheure Straßenfront der Paläſte, in denen dieſe ſtattfinden, ſind glänzend illuminirt, auf der Straße brennen große Feuer, an denen ſich die wartenden Kutſcher wärmen, die Treppen ſind in Orangenhaine verz wandelt, und die Ballſäle, oft nur für den einen Tag, în Säulenhallen." i Die auf dieſen allgemeinen Vergnügungstaumel folz genden Faſten hält man auc in den vornehmſten Häuſern ſehr ſtreng, wenn man ſi<h niht etwa aus Geſundheit2= rüſihten davon dispenſirt. Fiſche und Pilze und damit gefüllte „Pirogen“, Salzgurken und Kartoffeln, ſowie die Bruikwa, eine Art großer di>er Rübe, welche im Ofen geba>en und ohne ſonſtige Zuthat gegeſſen wird, bilden den Grundſto> der Faſtenſpeiſen. Thee und Kaffee werden ‘anſtatt mit Sahne, nur mit Mandelmilch genoſſen. SchaUu= ſpiel und Tanz ſind gänzlih verpönt, Dagegen kommen