Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

214 Cine Iragödie auf hoher See.

mann und den beiden Jungen unter fremden, unheimlichen Geſellen allein zurü>geblieben iſt. Der brave Kapitän ift jedo<h ohne den geringſten Argwohn. Wie fönnten denn dieſe Leute, die er eben erſt aus der größten Lebensgefahr befreit, Böſes gegen ihn im Schilde führen!

Die Fremden haben inzwiſchen das begehrte Effet er= halten. Auf dem Vordertheile des Dettes ſißend, verz zehren ſie es mit Heißhunger, während die beiden Brüder auf dem Hinterde> ſtehen und hinaus bli>en auf die wo= gende, unermeßliche See und hinüber nah dex verlaſſenen „Favorite“, welche ihre Leute ſoeben beſtiegen haben. An der Seite des Brüderpaares ſtehen die beiden Knaben. Da erhebt ſi<h plößli<h drüben auf dem Vorderde> ein wülſtes Geſchrei und tobender Aufruhr. Dex Kapitän wendet ſih nah der fremden Mannſchaft und ſieht alle ſieben auf ſich zuſtürzen. Jeder iſt mit einer geladenen Piſtole be= wafſnet. Die Schurken umringen ihre Retter, ſeßen ihnen die Piſtole auf die Bruſt und rufen wild durcheinander: „Wir ſind keine Engländer; wir ſind franzöſiſhe Kaper! Euer Schiff iſt unſere gute Priſe, Jhr ſeid des Todes, wenn Jhr Euch zu widerſeßen wagt.“

Die beiden Brüder ſtehen ob des ſ{nöden Verrathes wie vom Schre> erſtarrt da; Abſcheu vor den Chrlofen und Beſtürzung lähmen ihnen die Zunge. Darauf fühlen fie ſich von den Meuterern ergriffen und nah der Kajüte geſtoßen, deren Thüre man hinter ihnen zuwirft.

In der Kajüte erholten ſi die ſo ſchnöde verrathenen beiden deutſchen Seemänner ſchnell, aber nur ſoweit, um die Hoffnungsloſigkeit ihrer Situation überſchauen zu