Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

48 Der Taklisman des Weibes,

Suppe einladend auf dem Tiſche, und ni<t ohne eine ge= wiſſe mädchenhafte Scheu ſ{<lug Jrma den Vorhang zum Arbeitszimmer ihres Gatten zurü>, die Gäſte wiſlfommen zu heißen. Jn dem etwas forpulenten Herrn mit dent blühenden Geſicht und ſorgfältig geſcheitelten Haar, welches eine fleine Platte niht ganz verde>en fonnte, erfannte ſie ſogleich den Juſtizrath Dreyſing, der ihr mit lebhafter Freude entgegentrat. Sein Begleiter dagegen var Jrma fremd.

„Liebe Jrma, Graf Botho Freiberg wird die Güte haben, unſer beſcheidenes Mahl zu theilen !“

„Jhr Herr Gemahl will ſagen, gnädige Frau,“ exiwviederte der Graf zuvorkommend, „daß Sie einem Fremd=ling die unverdiente Güte erweiſen wollen, ihm einen Plaß an Jhrem Herde zu gönnen. Seien Sie verſichert, daß ih nicht ohne Gewiſſensbiſſe der freundlichen Einladung Jhres Herrn Gemahls Folge gab !“

„Wenn Sie mit dem Wenigen zufrieden fein önnen, Herr Graf,” ſagte Jrma, ihre blauen Augen lächelnd zu ihm aufſchlagend, „was unſere Hüäuslichkeit bietet, fo darf ich geſtehen, daß mix eine große Sorge vom Herzen ge= nommen iſt. Dex Herr Fuſtizrath —*

„Natürlich dem gegenüber bedarf es keiner Umſtände, i< fenne mein Loos! Bin auh völlig zufrieden, wenn ich einer fo lieben8würdigen Frau gegenüber ſiben darf |“

„Sollen wix kommen ?“ fragte Meiſchi>, als Jrma ſich erheitert zur Thüre wandte.“

Sie ni>te.

„Verzeihen Sie, lieber Juſtizrath,“ ſagte der Graf, ihr