Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Georg Hartwig. 63

warf haſtig einen Schleier über die Lampenglo>e. Der Salon ſc<himmerte jet in roſigem Halbdunkel, günſtig für die aufſteigende Nöthe der übermüthigen Sünderin.

1m ſich bemerkbar zu machen, mußte Jrma ihre weiße Hand zwiſchen die Blätter legen. ;

Dex Amtsrichter bli>te auf.

„J<h wollte fragen, ob Du heute mit dem — Eſſen zufrieden warſt?“ Sein ſcharfer Bli> aus den etwas zu= ſammengedrü>ten Augen legte ihr dieſe Wendung in den Mund.

Sofort ließ er das Buch fallen. „Ja! An dem Mahl var nichts auszuſegen — |“ :

„Aber ſonſt?“ Sie fragte es unwillkürlich.

„Jch will Dix etwas ſagen, Jrma —“ Seine Rechte zog energiſ<h den Lampenſchleiex bei Seite und enthüllte ſo die unſichere Haltung der jungen Frau. „Vor allen Dingen laß das Komödienſpiel[“

Darin that er ihr Unrecht. Jrma folgte in dieſer Stunde lediglich dem Jmpulſe, ob au<h der Schein gegen ſie ſprach.

„Du haſt mich heute ſ{hmerzli<h an Deinem guten Herzen ſowohl, als au<h an Deinem weiblichen Zartgefühl zweifeln laſſen. Für das Zweite mache ih Dich verant= wortlich. Den eigenen Chemann bloßſtellen, iſt hämiſch, aber eheliche Differenzen in Gegenwart Fremder bloßlegen, verräth den bedauerlidſten Mangel an Zartgeſühl!“

„Das hätte ich gethan?“ rief ſie exſhro>en über die ungeahnte Bedeutung, welche ex ihren Aeußerungen bei[egle .