Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

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fallen und ſeine Wunde ſelber zu behandeln. Ex verließ bald, den Arm im Verbande, öſter ſein Zimmer und hielt ſich bet der freundlichen Familie in deren Wohngemach auf, odéx ſonnte ſih wohl auf der Bank vor der Haus= thüre. Er zählte etiva dreißig Jahre und war eine unterſeßte Geſtalt, die eine gewiſſe militäriſche Haltung zu beobachten ſiebte. Sein gebräuntes, ſcharf geſ<nittenes Geſicht mit einem ſ<waxzen, ſtarken Schnurrbart erhöhte dieſen ſol= datiſchen Ausdru>, und ſeine dunklen, blißenden Augen fonnten wohl von Kühnheit und Leidenſchaft ſeines Cha= rafters zeugen.

Aber ex wax kein Soldat, wie er auf eine erſte, nahe ſiegende Frage des Gutsherrn mitgetheilt hatte, und nie= malls einer geweſen. Er erzählte, daß er Joſeph Horak Heiße, aus Prag in Bbhmen ſei, ein unabhängiger, ver= mögender Mann, dex ſich zu ſeinem Vergnügen nach der Schweiz und Ftalien Habe begeben wollen. Zu Pferde, nux mit dem nöthigſten Gebä> verſehen, war ex ſeine Neiſeſtraße gezogen, als man ihn im Walde überfiel. Muthig hatte ex ſi<h zur Wehr geſeßt; aber ein Schuß traf feinen Arm, man riß ihn vom Pferde, und wer weiß, ob man ihn niht ermordet hätte, wenn niht plößli<h ein paar Männer, Waldarbeiter oder Bauern, auf der Straße erſchienen wären, vor denen die Banditen mit ſeinem Pferde und einem daran angeſchnallten Mantelſa® Neiß= aus in das Di>icht genommen. Doch dieſen Verluſt ſ<lug er niht hoh an, da ihm all’ ſein Geld in Börſe, Kake und Brieftaſche geblieben und mit dex lebteren feine ihm ſo nothwendigen Papiere,