Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

196 Meiſter Hans.

reiche andere Porträts aus dieſer Periode, vor Allem ein Hexvliches Porträt dex ebenſo ſ{hönen wie edlen Königin Jane Seymour beweiſen die ſich ſtetig vervollklommnende Technik Holbein’s. Als Jane Seymour dann im Jahre 1537 zum Kummer des ganzen Landes ſtarb, mußte er auf Reiſen gehen, um na< dämaligem Brauch die ſchöne Her= zogin Chriſtine von Mailand, welche der König zu ehez lichen gedachte, zu kontexfeien. Der „Meiſter Hanſen ex= wies ſi“, meldete der mit den Verhandlungen beauftragte Geſandte bei Uebexſendung des Porträts, „wenn er auh nux drei Stunden Zeit hatte, als Meiſter in ſeiner Kunſt,“ aber politiſche Verhältniſſe machten die Heirath unmöglich, und ſchon ein Jahr ſpäter finden wix Holbein im gleichen Auftrag am Hofe zu Cleve beſchäftigt, um die Herzogin Anna zu malen. Ju der That wurde dieſe ſpäter Königin von England und man hat, als ſie Heinrih VII. per= ſönlich nict gefiel, Holbein den ernſten Vorwurf gemacht, er habe ihr auf ſeinem Bildniß allzu ſehr geſchmeichelt. Dex Künſtler blieb anſcheinend troy alledem in hoher Gunſt bei dem König und dieſer kargte nicht mit ſeinen Gnadenbeweiſen. Freilih möchle man das Gehalt von 800 Mark, welches Holbein bezog, für heutige Verhältniſſe gering finden; wenn man aber bedenkt, daß das Geld da= mals in England einen mindeſtens zehnfach höheren Werth als heute beſaß, ſo fann man es kaum noc als unköniglich bezeichnen, zumal der Meiſter nah wie vor Zeit zur Er= ledigung zahlreicher Privataufträge fand. Er lebte in der That, wenn auch vielleicht niht in glänzenden, \o doh in ſehr guten Verhältniſſen und hinterließ, als ihn die im