Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.

Von B. v. Wolfshofer, 207

Das ſtarke Geſchlecht zeigt im Allgemeinen keine Bez denken, das Ueberſchreiten dex Grenze zwiſchen Jung und Alt einzugeſtehen oder fogar zu bekennen, eine wie große Spanne Zeit man überhaupt ſchon zurü> gelegt. Wenn das nicht geſchieht, ſo tragen gewiß ganz abſonderliche Verhältniſſe die Schuld. Eine Anekdote, welche hier ihren Plaß finden mag, beweist das. Napoleon Bcnaparte nahm auf ſeinem italieniſchen Feldzuge ein ungariſches Bataillon gefangen. Der Oberſt Neméthy, ein alter Maun, beklagte ſich dabei bittexlih über die Art und Weiſe, wie die Franzoſen kämpften. Er habe no< in dem Heere Maria Thereſia’s gefochten, und müſſe geſtehen, daß jenes Syſtem viel humaner geweſen und der perſönlichen Tapferkeit einen größeren Spielraum geſtattet habe.

„Wie alt ſind Sie eigentli<?“ unterbra<h ihn Naz poleon.

„So gegen ſiebenzig Jahre!“

„Das wiſſen Sie nicht genau? Jh dächte, Sie lebten lange genug, um gelernt zu haben , daß man ſeine Jahre abzuzäßlen pflegt!“

„General,“ verſeßte der alte ungariſche Haudegen, „ih zähle mein Geld, meine Hemden und meine Pferde, aber die Jahre, wozu ſoll ih die zählen, von denen ſtiehlt mir fein Menſch auh nux ein einziges !“

Selbſtverſtändlih gilt die Scheide zwiſchen Jung und Alt nicht nux für die Menſchen, ſondern überhaupt für Alles, was Leben beſit. So läßt ſi infolge eingehender Beobachtungen heutzutage bei faſt allen Weſen der Lhier= welt ſhon das Durchſchnittsalter angeben. Das Pferd