Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Von Alfred Stelzner. 215
das Ptyalin, ebenſo wie der Magenſaft und Bauchſpeichel, ſogar die Fähigkeit beſiße, au< die in aller Nahrung vor=fommenden Ciweiß= oder Proteïnſtoffe aufzulöſen, und außerdem noh Fette mit Waſſer vermiſchbar zu machen oder, wie der tehniſ<he Ausdru> lautet, in Emulſion zu verwandeln.
Nun fand ein in Rio de Janeiro lebender Natur= forſcher, De Lacerda mit Namen, welcher über die Wirkung des S<hlangengiſtes äußerſt lehrreiche Verſuche angeſtellt hat, daß dieſes Gift genau ebenſo wie die Ausſcheidungen der menſchlichen Speicheldrüſen wirkt, nämli<h Stärke= und Eiweißſtoffe auflöst und Fette in Emulſion verwandelt.
Die Giftigkeit des menſ<hlichen Speichels, die Jahrhunderte lang bis auf unſere Zeit bezweifelt wurde, und deren Kenntniß ſich eigentli<h nur in jenen grauſenhaften Sagen forterhalten hatte, welche das im Mittelalter fo berüchtigte Gift der Toffana aus dem Geifer gefolterter, nämli<h gebundener und an den Fußſohlen zu Tode gefißelter Menſchen bereitet ſein ließen, war ſhon dem flaſz ſiſchen Alterthum, wie Aelian beweist, bekannt, obgleich dieſer die Methode des Experimentes nicht kannte, und ſeine Katurbeſchreibung oft mehx Dichtung als Wahrheit iſt.
Schon Ariſtoteles , der berühmte, im 4. Jahrhundert v. Chr. lebende griechiſche Philoſoph und Erzieher Alexan= der's des Großen, welcher mit Recht als dex Vater der Jaturgeſchichte gilt, wie er auh der Erſte war, der eine eigene Naturgeſchichte der Thiere ſchrieb, weiß zu berichten, daß der menſchliche Speichel auf die meiſten giftigen Thiere giftig wirke. Ausführlichere Mittheilungen geben Plinius,