Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

100 Der Talisman des Weibes.

ihn Freiberg eifrig. „Außerdem hoffte ih immex, das Geheimniß müſſe ſich endlich von ſelbſt entſhleiern. Wähz= rend des erſten Jahres unterhielt ih mit dem Verwalter von Kronthal Beziehungen, ex wax ja in die Sache ein= geweiht; ſeit aber ein Fremder in ſeine Stelle eingerückt iſt und mein Widexwille gegen das elende Neſt Sittlingen eher zu=- als abgenommen hat, ſtehe i<h außer allex Ver= bindung.“

„Haben Sie Jhr Domizil jeht in dex Reſidenz auf= geſchlagen?“ fragte Dreyſing nah kurzer Pauſe.

„Füx dieſen Winter, ja,“ verſeßte Freiberg. Dann, wie ſich plößli<h auf etwas beſinnend, fragte ex haſtig: „Stehen Sie mit Meiſchi> in Korreſpondenz?“

„Nein, aus dem einfachen Grunde, weil er niemals mit mix forreſpondirt haben würde über das, was ſeine Hexrzen8angelegenheiten betrifft. Und ſonſt verknüpfen uns teinerlei Jntereſſen.“

„Wenn ih hoffen dürfte,“ flüſterte der Graf, leiden= ſchaftlich ſeine Hand auf Dreyſing's Arm preſſend, „daß meine Abneigung gegen dieſen Mann auh in Jhrex Seele Wurzel treiben fönnte, ih würde glüd>li<h fein!“

„Wenn man, wie Sie es gethan, einem rehtſ{<haffenen Mann ſchwere Kränkung zugefügt hat, ſo iſt das kein Grund, Proſelytenmacherei mit ſeinem Haß zu treiben,“ ſagte Dreyſing ablehnend. „Kommen Sie einmal in die gleiche Lage und ſehen Sie zu, ob Sie eine Korrektur Jhres ehelichen Verhaltens von Seiten eines romantiſchen Jünglings niht ahnden werden. Darüber fein Wort, Herr Graf! Jh will vox meinem Gewiſſen niht in die