Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

56 Der Talisman des Weibes.

darin ſtehen, was ih heute, jet nicht ſhon geſagt hätte,“ erwiederte ex zuverſichtlich.

Sie ſ{loß die Augen und lehnte ſich ermattet in die Kiſſen zurü>. Jn dieſer bleichen Shwäche entzü>kte ſie ihn faſt no< mehr, als in Momenten der Erregung. „Soll ih meinen Strauß vom Tiſche nehmen?“ fragte er zärtlih. „Die Blumen dufte®ſo ſtark!“

Sie nid>te.

Dex Graf ergriff die ſchwere Marmorvaſe, aber ſein halbgelähmter Arm verſagte den Dienſt. Vaſe und Strauß ſtürzten auf den Teppich, Jrmengard zu Füßen. Mit einem Schrei fuhr die junge Frau empor.

Ex beruhigte ſie lächelnd, indem ex auf die Unſache wies. „Dies war der Störenfried. Eine ſ{le<t geheilte Schußwunde —*“

„Schußwunde?“ fragte ſie halblaut. Plöblich kam ihr ein Gedanke, welcher ihr weiches, impulſives Herz mächtig ergriff. „Ein Duell ?“

„D, genug, genug davon!“ ſagte ex ablehnend.

„Um mih?“ Sie ſprang auf. „Sprich, um mi<h?“ Eine Fluth überwältigender Gefühle der Sympathie und

Rührung überkam ſie plößlich. Seinen Arm mit beiden

Händen umſchließend und ihre Wange dagegen drüend, rief ſie, in einen Strom von Thränen ausbrechend: „Die= ſes Blut floß um mich!“

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Herx v. Cxleben, deſſen Wagen vor dem Hauſe der Primadonna langſam auf und nieder gefahren war, bez