Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

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58° Dex Talisman des Weibes,

„Ah,“ Frau v. Paſſevini runzelte ihre Augenbrauen mit unverſtelltex Entrüſtung, „ah, nichts von ihm! Ex hat meine Bitte ignorirt.“

„Nicht doch, er bedauert es lebhaft! Seine Entſchulz digung iſt überdies triftig. Der junge Graf hat ſi verlobt.“

„Verlobt?“ Die hübſche, elegante Frau ließ vor Stau= nen den Fächer fallen, welchen der Präſident mit innerer Genugthuung auffing. „Verlobt ſagen Sie? Graf Frei berg? Laura, mein Flacon!“

„Geſtatten Sie, Baronin, daß ih es Jhnen reiche,“ ſagte Herr v. Cxleben ſchnell. „Die Sache iſt ſo pikant, ſo intereſſant —“

„Was —“ Sie ſank vernichtet in die Kiſſen zurü>, der Egoiamus überwog die Neugier. „O, meine Nichte! Sie iſ uns geſtern definitiv angemeldet worden. Wenn

_ Freiberg ſo ſtark engagirt iſt, bricht meine lebte Hoſſnung

zuſammen. Hätten Sie nur das eiſige Begleitſchreiben der jungen Marcheſa geleſen! Jedes Wort eine Sitten= lehre, ein Denkſpruch, eine Grabſchrift — ah, was weiß ih! Herr v. Paſſevini lacht darüber, aber ih muß wei= nen, ſo oft ich daran denke. Jh habe die geiſtreichen Frauen niemals leiden können, ſie ſind ſo unnatürlich wie Marmorbilder in modernen Gewändern, oder wie Blumen=z ſlräuße aus Gautengemüſen zuſammengeſebt, oder wie —“

„Das Jntereſſanteſte überſehen Sie, Frau Baronin,“ fiel der Präſident lebhaft ein. „Die Braut —*

„Ja, die Braut!“ rief Frau y. Paſſevini geſpannt. „Dex Graf hat ſo viel Geſchma>, ſo viel Eſprit, macht