Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Wegen Meineids. Novelle

von

“L, Haidheim.

18 (Nachdru> verboten.)

„Adieu, Mutterchen! Und wenn er wieder fommt, ſo ſagſt Du es ihm, daß ih ihn bitte, ſeine Beſuche zu unterz laſſen, und daß aus einer Heirath ja doch nie elvas werden fönnte! Sag’ es ihm nur re<t ernſt und eindringlich, Mutter, weißt Du, nicht ärgerlich, denn er meint es ja gut und rechtſchaffen, aber es kann doh nimmer fein! Er muß doch auch bedenken, daß ich ein ehrliches Mädchen bin, und unſere Armuth ſoll ex auh in Betracht ziehen. Wenn ſein Vater es wüßte, wäre ih ja ſofort um meine Stelle!“

Das junge Mädchen , welches ſo ſprach, indem es den Drücker der Thüre ſchon in dex Hand hielt und der Mutter noh ein leßtes Mal zuni>te, war keine gewöhnliche Ev= ſcheinung; ſchon durch die tadelloſe, hochgewachfene Geſtali fiel es Jedem auf, und in den graublauen Augen ſag eine ſo ruhige, ernſte Zuverſicht, daß man fühlte, die Gedanken hintex ſolchen Augen waren ehrentverth und kamen aus einem treuen Herzen.

„Ja, Elſe, ich will's ihm ſagen, und ihm auch das