Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

190 Der „engliſche Alcibiades“.

“ Bolingbroke drängte ſich noh bei ſeinen Lebzeiten die Exkenntniß auf, daß er mit all’ ſeinen glänzenden Gaben als Staatsmann, eine kurze Periode flüchtigen Ruhmes abgerechnet, flägliches Fiasko gemacht habe.

Am Ende ſeiner Tage ſuchte er Troſt für alle dieſe Fehlſchläge im Studium der Philoſophie und ſchriftſtelle= riſcher Beſchäftigung, und veröffentlihte eine Reihe von Schriften, die ihm eine bleibende Stelle in der Geſchichte der Literatux ſichern. Durch ſeine „Briefe über das Studium der Geſchichte“ verdarb er es jedo<h mit den kirhli<h ge= ſinnten Engländern vollends. Zurü>gezogen lebte ex die leßten Jahre ſeines Lebens auf ſeinem S{hloß zu Batterſea. Das Schi{ſal aber ſuchte ihn, den einſt ſo ſchönen und berütÆenden Mann, noh mit der ſ<hre>lichen Krankheit des Geſichtskrebſes heim. Jahre lang litt ex daran unter heftigſten Schmerzen, die er mit einer von ſeiner Umgebung bewunderten, e<t philofophiſchen Standhaftigkeit ertrug. Bis zum leßten Augenbli> war ſein reicher Geiſt unge= brochen. Am 12. Dezember 1751, im Alter von 73 Jahz xen, wurde er endlich von ſeinen körperlichen Leiden dur den Tod evrlüst.

Man hat ihn, wie ſchon Eingangs evwähnt, mit Alci= biades verglichen und in der That war er dieſem berühmten Griechen fehr ähnlich. Gleich Alcibiades war er mit dent ausgezeichneiſten Talenten und Eigenſchaften aus8geſtattet und in dieſer, ſeiner liebenswürdigen Eigenart führt ihn uns auch Scribe in dem bekannten Sntriguenſtü> „das Glas Waſſer“ vor; gleich Alcibiades fehlte ſeinen Handlungen aber auch der ſittliche Adel. Alles ſollte ihm nur Mittel