Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

16 Der Tali3man des Weibes,

Andere jenes, ein Dritter kniipfte daran die abenteuerlichſten Kombinationen.

Sämmiliche Theilnehmer am geſtrigen Diner verſtän= digten ſich dahin, daß der Graf ſchon bei diefer Geſlegen= heit eine auffallende Melancholie zur Schau getragen, welche mit ſeinem ſonſtigen Benehmen in grellem Kontraſt geſtanden habe. Man glaubte den Gru"d hiefür aus ſeinem Berhältniß zu Garda Menari ſchöpfen zu müſſen. Darin waren beſonders alle Damen einig, daß dieſe Taunenhafte Sirene ihm reihli< Veranlaſſung zur Ciferſucht gegeben ; jenes ſo pikante, vielfa<h variirte Rencontre in Garda Menari’s Salon, welches Herr v. Exleben ſo reizend aus8zumalen vexſtaud, leiſtete hierfür Bürgſchaft. Zu allen dieſen Gerüchten geſellte ſich die Ausſage der Frau v. Vaſ-= ſevini, welche den Grafen kuxz vor ſeinem Tode eine Spagierfahrt mit Garda Menari hatte unternehmen ſehen.

Herr v. Paſſevini, der Uebexrbringer dieſer Hiobspoſt, ſowohl als ſeine Gemahlin erſlaunten über ‘alle Maßen, als die Marcheſa mit einem lauten Schrei zu Boden ſank und in Krämpfe verfiel. Natürlich ward in Cile der Haus= arzt herbeigeholt, welcher das Nervenſyſtem der Marcheſa für viel zu zart erklärte, um ein ſo brutales Faktum un= vorbereitet vernehmen zu können. Nach verordneter körper= licher und geiſtiger Nuhe empfahl ex ſi ſ{leunigſt, um auch dieſen intereſſanten Umſtand allen ſeinen Bekannten mitzutheilen.

So kam es, daß bis zum Abend ſi< eine förmliche Verſchwörung gegen die vermeintliche Urheberin des beklagenswerthen Selbſtmordes gebildet hatte, inſonderheit