Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

44 Der Talis8man des Weibes.

ſelb über dem Eingang zum Muſikſaal und an den Gi= randolen im Tanzſaal hingen ſie wie große, rothe Trobfen nieder.

Herr v. Exleben überſah ſein Werk mit Befriedigung und erwog foeben im Geiſte, ob dieſe finnige Huldigung niht dazu angethan ſei, Garda Menari’s Jutereſſe für ihn zu erwärmen, als das Erſcheinen der Familie v. Paf» ſevini ſeinen Gedanken eine „allgemeinere Richtung gab.

Die Legationsräthin wax fehr gern bereit geweſen, für dieſen Abend die Rolle der Repräſentantin des Hauſes zu übernehmen, eine Rolle, zu welcher ſie ihre lieben8würdige Gewandtheit beſonders befähigte. Daneben hatte allerdings Herr v. Cxleben zweifellos der weiblichen Neugier die ſnelle Erfüllung ſeiner Bitte zu verdanken, denn nah dem widerrufenen Selbſtmorde des Grafen Freiberg und der glänzenden Ovation, welche man Garda Menari darauf im Theater dargebracht, hielt die Baronin es nicht länger unter ihrer Würde, die gefeierte Sängerin einmal von Angeſicht zu Angeſicht gründlich zu muſtern. Nicht minder empfand Gaëtannina, wenn auh aus tieferen, edleren Gründen, den Wunſch, die Frau kennen zu lernen, welche auf das Schi>ſal ihres Jugendfreundes einen ſo tief= gehenden Cinfluß ausgeübt. Was Herrn v. Paſſevini anbelangt, ſo hatte er mit um ſo größerer Bereitwillig= keit ſeine Zuſtimmung exrtheilt, als das freundſchaftliche Einvernehmen ſeiner beiden Damen ihm die fatale Rolle eines häuslichen Diplomaten von Tag zu Tag mehr ex= leichterte. :

Herr v. Erleben, der mit feiner Berechnung jede Noſe