Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Roman von Georg Harlwig. 71

Weibes aufrichtend zu berühren, und doh war es einfache Menſchenpflicht, ſie emporzuheben. Ex dachte an Marga= rethens treuen, zuverſichtlichen Bli und kam ſich elend, ſelbſt verächtlich und feige vor. i

Steh? auf!“ ſagte er endlih milde. „Du haſt ge= ſitten und gebüßt. Wir wollen niht in Feindſchaft auseinander gehen, wenn wix auch niemals Freunde werden fönnen !“

Sie erhob ſich. Traurig ſchaute ſie zu ihm auf. „Wenn Du mich nicht mehr haſſeſt, Hans, warum willſt Du mix dann jede Hoffnung nehmen, Dich wieder zu ſehen? For= " dere Opfex von mir, t< bringe ſie Dix gern! Laß es unſer Geheimniß ſein und bleiben, daß wir einander einſt geliebt“ — Sie \to>te, aber die gewaltige Erregung des Moments, die ſinnberücende Nähe des ſo lange Erſehnten riß ihre impulſive Natux mächtig hin. „Nein, ſage nicht, daß ih Dich nicht geliebt habe,“ flüſterte ſie, das ſchöne Antliß voll zu ihm erhebend, „Du würdeſt Dich und mich belügen! Sprach i<h von Haß? O, daß Du es nicht früher errietheſt, was unter dieſer finſteren Masfe un=vertilghar leuchtete: die Liebe, Hans, die gewaltige, veine Liche, um deretwillen ih alle Qualen dieſer Stunde willig trug! Und Du konnteſt glauben, daß ih Freiberg je geſiebt? Geliebt na<h Dix, Hans? Wen Du einmal an Deiner Bruſt gewiegt, wen Du einmal geküßt wie mic, der ſollte Dich vergeſſen? Hier, lege Deine Hand auf dieſes Herz und glaube mix, daß jeder Athemzug ſich nah “dem verlorenen Paradieſe zurücſehnt !“ Sie zog ſeine Rechte mit unwiderſtehlicher Fnnigkeit an ihr hochſchlagendes